30. März 2025

Cixin Liu: „Der Blick von den Sternen“

Ein Band mit Storys und Essays des chinesischen Superstars der Science-Fiction

Lesezeit: 2 min.

Der Name Cixin Liu (im Shop) steht nicht nur für Science-Fiction-Superstar, sondern auch für Science-Fiction-Superlative – in mehr als einer Hinsicht. Mit seiner kosmisch-epischen Roman-Trilogie um „Die drei Sonnen“ (im Shop) landete der 1963 geborene Autor einen Weltbestseller, der inzwischen mehrfach adaptiert wurde, und katapultierte die chinesische Science-Fiction quasi im Alleingang in die Galaxie der westlichen Buchmärkte. Im frisch erschienenen Sammelband „Der Blick von den Sternen“ (im Shop) kann man Cixin Lius schriftstellerischen Weg nun noch einmal besser nachvollziehen – und sich von ihm außerdem durch die wissenschaftlich geprägte Hard-Science-Fiction, die chinesische Genreliteratur und seine Visionen der Zukunft führen lassen.

Viele der im Band enthaltenen Storys sind dabei kurz vor oder direkt nach dem Jahrtausendwechsel entstanden, ein paar Jahre vor „Die drei Sonnen“ also. Die Geschichten handeln von kybernetisch ferngesteuerten Walen für Drogenschmuggler, kunstvollen bis folgenschweren Zeitreisen, dem klimatischen Schmetterlingseffekt im Krieg oder verhängnisvollen Experimenten mit einem riesigen Teilchenbeschleuniger. Alle Erzählungen zeigen sehr deutlich Cixin Lius Entwicklung hin von sehr unterhaltsamen, jedoch unverkennbar amerikanisch-inspirierten Pointen-Storys hin zu der großen, um nicht zu sagen gewaltigen Hard-SF, die das Markenzeichen des Stars der chinesischen und letztlich der internationalen Zukunftsliteratur geworden ist.

In seinen Essays, Reden und Vorworten, über die Jahre zu diversen Anlässen entstanden, behandelt der u. a. mit dem Hugo Award ausgezeichnete Liu die Historie der Science-Fiction-Szene seiner Heimat, sein Verhältnis zu den verschiedenen Spielarten der SF und nicht zuletzt der Fantasy, seine eigenen Werke um „Die drei Sonnen“ und „Kugelblitz“ (im Shop), seine Vision für die Welt in 50 Jahren (von vor 20 Jahren) oder das bemerkenswert poetische Fiction-Schaffen seines englischsprachigen Übersetzers Ken Liu (im Shop). Einigen An- und Aussichten Cixin Lius merkt man in dieser Zusammenstellung schon an, dass ein Jahrzehnt in Hinsicht auf Prognosen und Probleme eine Menge verändern kann; und in der verdienten Lobrede für Ken Liu wird eine Storysammlung zum Roman gemacht. Aber: Geschenkt.

„Der Blick von den Sternen“ ist trotzdem eine interessante Sammlung mit Shortfiction und Gebrauchstexten von Cixin Liu, dieser Ausnahmeerscheinung der Science-Fiction. Vom heute 61-jährigen lässt man sich einfach gerne durch die SF und ihre chinesische Abteilung sowie die mögliche, die spekulierte Zukunft geleiten. Zumal man zusammen mit der ähnlich vielseitigen Storysammlung und Werkschau „Die wandernde Erde“ (im Shop) theoretisch so noch einmal einen ganz anderen Zugang zum Schaffen Cixin Lius finden könnte, falls jemanden seine seitenstarke „Die drei Sonnen“-Trilogie von Umfang und Dimension her erst einmal einschüchtern sollte. Sozusagen einen leichter zu öffnenden Seiteneingang in den großen Kosmos eines der erfolgreichsten SF-Autors unserer Zeit.

Cixin Liu: Der Blick von den Sternen • Sammlung • Aus dem Chinesischen von Karin Betz, Johannes Fiederling, Marc Hermann • Heyne, München 2025 • 336 Seiten • Erhältlich als Hardcover, eBook und Hörbuch Download (gekürzt) • Preis des Hardcovers: 20,00 € • im Shop

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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 ist bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“ erschienen.

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