14. August 2025

„Willkommen um zu bleiben“: Mr.K. sucht nach einem Ausgang

Ein kafkaeskes Abenteuer, das sich um Originalität bemüht

Lesezeit: 3 min.

Wenn ein Film schon „Mr. K“ heißt (so der viel pointiertere Originaltitel, während der deutsche Verleih den etwas beliebigen „Willkommen um zu bleiben“ gewählt hat), liegt es auf der Hand, sehr schnell an den inzwischen etwas überstrapazierten Begriff „kafkaesk“ zu denken. Erst recht, wenn die Hauptfigur des Films – ein Magier namens Mr. K., gespielt vom immer noch vor allem aus „Zurück in die Zukunft“ bekannten Crispin Glover – zu Beginn in ein vom ersten Blick an seltsam und zeitlos wirkendes Hotel zieht, aus dem er am nächsten Morgen keinen Ausweg findet.

Die langen Gänge wirken wie ein Labyrinth, die Dame an der Rezeption ist keine Hilfe, in der Küche wird Mr. K. aufgenommen, als würde er hier schon seit ewigen Zeiten arbeiten und auch sonst wirkt das Hotel mehr als surreal und ja, kafkaesk.

Komplett im Studio hat die norwegische Regisseurin Tallulah H. Schwab Räume bauen lassen, die nicht aus dieser Welt zu sein scheinen, sich dafür quer durch die Filmgeschichte zitieren: Angesichts der langsam von den Wänden blätternden Tapete mit mehr als altmodischem Muster muss man natürlich unweigerlich an „Barton Fink“ der Coen-Brüder denken, der sich ja auch schon deutlich an Kafka orientierte. Auch „Brazil“ war ein klares Vorbild, aber auch die oft wie ein maniriertes Puppenhaus wirkenden Räume aus den Filmen von Wes Anderson oder auch die Bilderwelten von Roy Andersson.

Was macht nun Mr.K. in diesem Hotel, dieser abgeschlossenen Welt, in der laut Graffiti an den Wänden nach einem Liberator, einem Befreier gesucht wird, der er vielleicht ist, auch wenn sich die Frage stellt, ob denn hier wirklich jemand befreit werden will. Die Bewohner scheinen sich mit ihrem Los abgefunden zu haben, reagieren eher apathisch auf die Versuche Mr. Ks. ihnen ihre Lage vor Augen zu führen, zu verstehen, dass das Hotel langsam schrumpft.

Klare Antworten darf man in „Willkommen um zu bleiben“ nicht erwarten, auch wenn Tallulah H. Schwab immer wieder Fährten legt, die eine sozialkritische Interpretation nahelegen, natürlich auch an eine existentialistische Erfahrung denken lassen, gerade dann, wenn Mr. K. die organisch wirkenden Elemente des Hotels entdeckt, bei denen man an Geburtskanäle denken mag und natürlich schnell David Cronenberg im Kopf hat.

Dass fast jedes Bild in „Willkommen um zu bleiben“ Erinnerungen an andere Filme weckt, zeigt vor allem, wie schwer es inzwischen ist, neue, eigene Bilder zu finden, um von surrealen und, ja, kafkaesken Welten zu erzählen. So übermächtig scheinen die großen Vorbilder, dass einer zeitgenössischen Regisseurin wie Tallulah H. Schwab kaum anderes übrig bleibt, als sie zu variieren. Dies jedoch gelingt der Norwegerin auf überzeugende Weise. Zumindest wenn man ein Faible für Bilderwelten hat, die nicht unbedingt einen Sinn ergeben, zumindest keinen, der sich sofort erschließt, lohnt es sich in diese Welt einzutauchen, zu versuchen, nicht nach Antworten zu suchen, sondern sich einfach nur von den seltsamen Bildern und Ereignissen mitreißen zu lassen.

Willkommen um zu bleiben • Norwegen/Belgien/Niederlande 2024 • Regie: Tallulah H. Schwab • Darsteller: Crispin Glover, Sunnyi Melles, Fionula Flanagan • ab 14. August im Kino

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