
Poul Anderson
„Die Königin von Luft und Dunkelheit“
Zarte Elfenwesen, die auf einem fremden Planeten unterm Mondlicht über wilde Bergwiesen tanzen … Kobolde, die mithilfe telepathischer Kräfte die Kinder von Siedlern rauben … Ist das überhaupt noch Science-Fiction? In seiner 1971 erschienenen Geschichte „Die Königin von Luft und Dunkelheit“ (im Shop) breitet Poul Anderson (1926–2001) eine eindrückliche Welt vor uns aus, die zunächst einmal so gar nichts mit der hehren Sternenfahrer-Fiktion zu tun haben scheint.
Aber mit Ende der Sechzigerjahre drängten sich die phantastische Illusion und eine eher soziologisch als technologisch motivierte Zukunftskonstruktion in den Vordergrund. Vor allem Autorinnen wie Ursula K. Le Guin mit ihren Ekumen-Romanen – „Die linke Hand der Dunkelheit“ von 1969 (im Shop) ist ein immer noch aktuelles Meisterwerk – prägten diese Horizonterweiterung dessen, was Science-Fiction-Literatur zu denken und zu erzählen vermochte.
Auch Poul Anderson, der schon in den Vierzigern mit dem Schreiben von Kurzgeschichten begann, interessiert sich nicht nur für die biologischen und technischen Voraussetzungen indigenen Lebens auf fremden Planeten, sondern ebensosehr für die gesellschaftlichen Veränderungen, die der Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen bewirken kann.
Auf dem Planeten Roland, der sich am Rande der besiedelten Galaxis befindet, ereignen sich immer wieder seltsame Zwischenfälle. Angeblich verschwinden Kinder von Kolonisten, und die älteren Siedler erzählen sich Mythengeschichten über Wesen, die in den undurchdringlichen Nebelgebieten ihr Unwesen treiben sollen.
Als der Privatdetektiv Eric Sherrinford von einer verzweifelten Mutter damit beauftragt wird, ihren Sohn zu finden und zurückzubringen, lässt er sich gegen alle Vernunft darauf ein. Denn die sogenannten Auslinge mit ihrer Herrscherin, der „Königin der Luft und der Dunkelheit“, gibt es ja nicht wirklich, oder? Mit Scharfsinn und einem Auge für scheinbar nebensächliche Details deckt Sherrinford schließlich die Wahrheit auf – und stellt den Kontakt mit der Intelligenz her, die noch vor den Menschen den Planeten bewohnt hat.
Für „Die Königin der Luft und der Dunkelheit“ wurde Poul Anderson 1972 mit dem Hugo, dem Nebula und dem Locus Award ausgezeichnet – und wozu? Zu Recht! Wer eine Detektivgeschichte in allerbester Sherlock-Manier lesen will, wer sich auf märchenhafte Landschaften auf einem fremden Planeten einlassen möchte, und wer entdecken will, wie ein routinierter Science-Fiction-Autor die allerzartesten Bindungen zwischen den Menschen zu spinnen vermag: diesen Lesern sei „Die Königin der Luft und der Dunkelheit“ von ganzem Herzen empfohlen. Und danach kann man gleich noch mehr von Poul Anderson entdecken …
von Sebastian Pirling
Die Königin der Luft und der Dunkelheit
Der Planet Roland liegt am äußersten Ende der besiedelten Galaxis. Es ist eine raue Grenzwelt, die scheinbar kein intelligentes Leben hervorgebracht hat. Doch immer wieder verschwinden Kinder der Kolonisten offenbar spurlos im Hinterland. Eric Sherrinford ist Privatdetektiv und wird von einer der Mütter beauftragt, ihren Sohn zu finden. Was ihm im wilden, unzivilisierten Outback begegnet, ist schier unglaublich …
Für „Die Königin der Luft und der Dunkelheit“ wurde Poul Anderson 1972 mit dem Hugo, dem Nebula und dem Locus Award ausgezeichnet. Die Erzählung erscheint als exklusives E-Only bei Heyne und umfasst ca. 51 Seiten.
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