„Die Natur der Zukunft“ von Bernhard Kegel
Ein Sachbuch über die Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Klimawandels
Bernhard Kegel studierte Chemie und Biologie an der Freien Universität Berlin, danach arbeitete er als Forscher, Gutachter und Lehrbeauftragter. Als Autor veröffentlicht der 1953 geborene Berliner zudem Sachbücher und Romane, darunter Werke wie „Ausgestorben, um zu bleiben. Dinosaurier und ihre Nachfahren“, „Tiere in der Stadt.“, „Die Herrscher der Welt. Wie Mikroben unser Leben bestimmen“ und „Die Ameise als Tramp“. Gerade ist bei DuMont sein neues Sachbuch „Die Natur der Zukunft. Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Klimawandels“ aus dem Bereich der Climate Change Biology erschienen. Darin zeigt Kegel anhand vieler äußerst aktueller Beobachtungen, Fakten, Beispiele, Zitate und letztlich Schlaglichter, wie sich unser Planet durch den Klimawandel bereits verändert hat – und welche Entwicklungen noch zu erwarten sind.
Kegel bleibt dabei stets sachlich, und schon im Vorwort stellt er klar, dass es ihm nicht darum geht, Klimawandelleugner zu bekehren oder in seinem Werk endgültig zu beweisen, dass der Klimawandel ein menschengemachtes Problem ist, obwohl vieles dafür spricht. Der Berliner Wissenschaftler will einfach zeigen, was derzeit mit unserer Erde passiert, vor welchen Problemen und Herausforderungen die unterschiedlichsten Spezies in Tier- und Pflanzenwelt längst stehen. Dass und wie sich viele Ökosysteme drastisch bis bedenklich verändern, was alle bio- und ökologischen Kausalketten betrifft, und damit oft genug uns Menschen. Hin und wieder wünscht man sich fast, Kegel würde mal auf den Tisch hauen und uns ordentlich die Leviten lesen. Aber selbst die letzten Seiten vor dem Anhang, Fazit und Mahnung, bleiben sachlich und gemäßigt.
Am Ende ist diese Ruhe im Angesicht des Sturms vermutlich die große Stärke seines Buches. Es unterstreicht seinen Anspruch, dass Kegel sogar ein paar wenige Fälle anführt, wo der Klimawandel einer Gattung zu helfen scheint, falls man das so salopp sagen kann. Doch natürlich überwiegen die negativen Beispiele, die fatalen Auswirkungen und drastischen Formen des klassischen Evolutionsmusters Anpassen und Überleben: die Verschiebung von Lebensräumen, die zu Tintenfischen und anderem in der Nordsee führt; das Gedeihen des Borkenkäfers und das rasante Sterben der Wälder; Extremwetter und Dürre; das Massensterben bei australischen Flughunden durch Hitze; verhungernde Seevögel; sauerstofflose Todeszonen im Meer, dazu Quallen und der Blob; die tödlichen Klippenstürze der Walrosse wegen zu vieler Tiere auf zu wenig Raum; das Artensterben in Korallenriffen und überall sonst; und, ganz aktuell, Pandemien und Viren. Das sind nur einige der Beispiele, die Kegel nutzt, um den Klimawandel, seine Folgen und die Tendenzen zu veranschaulichen.
Dieses zugänglich und gefällig geschriebene Sachbuch einen Streifzug durch unsere Welt im Wandel oder im Anthropozän zu nennen, wäre zwar durchaus treffend, jedoch auch viel zu verharmlosend. Der Klimawandel ist da, die entscheidenden Kipppunkte kommen am laufenden Band, das Eis wird buchstäblich dünn. Bernhard Kegel verbreitet keine Panik, verharmlost aber auch nichts. Man kann nur hoffen, dass das der richtige Ansatz ist, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Der richtige Ton für ein lesenswertes Buch zum Thema Climate Change Biology ist es allemal.
Bernhard Kegel: Die Natur der Zukunft. Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Klimawandels • DuMont, Köln 2021 • 384 Seiten • Klappenbroschur: 18 Euro
Kommentare
Gerade frisch bei mir eingetroffen. Kann mich Christians Einschätzung nur voll und ganz anschließen - ein wunderbares Buch!