2. August 2023

„human“ – Leben mit der K.I.

Ein neues Magazin widmet sich Fragen um „Intelligenz und Zukunft“

Lesezeit: 3 min.

„Gutes Timing!“, könnte man sagen, in diesen Tagen ein Magazin auf den Markt zu bringen, das sich mit einem der heißen Themen der Zeit beschäftigt, der Künstlichen Intelligenz. Seit ein paar Monaten beflügelt der Schreib-Bot ChatGPT Phantasie und Ängste und wurde von „human“-Gründerin und Chefredakteurin Rebecca Reinhardt gleich als „Mitarbeiter“ akquiriert. Zwar wurden nicht gleich ganze Texte in der ersten Ausgabe von der K.I. geschrieben, aber für Übersetzungen und Recherchen wurden diese und andere Techniken genutzt, ganz beiläufig und selbstverständlich. Was gut zur Haltung des Magazins passt, das sich dezidiert technikfreundlich gibt und damit einen willkommenen Kontrast zur oft etwas panischen, um nicht zu sagen hysterischen Technikfeindlichkeit der deutschen Öffentlichkeit bildet, die oft erst mal Risiken sieht und nicht Chancen.

Zielgruppe des hübsch doppeldeutig betitelten Magazins, das englisch und deutsch gelesen werden kann und sicherlich soll, scheinen weniger interessierte Laien zu sein, als Führungskräfte in Unternehmen, für die im luftigen Layout immer wieder Checklisten eingestreut sind, mittels denen die Unternehmenskultur gestärkt und Ängste vor der K.I. abgebaut werden können. Passenderweise bietet das Magazin auf seiner Internetpräsenz auch Beratungen mit der Chefredakteurin und anderen Mitarbeitern an, die im schönsten Management-Sprech einen „Reflective Dialogue“ versprechen oder auch „philospy meets management.“

Von der Philosophie kommt Gründerin und Herausgeberin Rebecca Reinhardt, eine promovierte Philosophin, die in den letzten Jahren unter anderem als stellvertretende Chefredakteurin der Philosophie-Zeitschrift „Hohe Luft“ tätig war und Bücher mit luftigen, ganzheitlich anmutenden Titeln wie „Die Sinn-Diät“, „Wach denken“ oder demnächst „Die Kunst, gut zu sein“ veröffentlichte. In diesem Sinne funktioniert auch „human“, das sich die Hashtags Denken-fühlen-Handeln aufs Programm geschrieben hat und in einer bunten Mischung aus Texten durch die Welt der K.I führt.

Lose strukturiert in Bereiche wie Politik, Wissen oder Kultur, oder am ausführlichsten bezeichnenderweise Wirtschaft, geht es in kurzen, knappen Artikeln (kein Text länger als drei Seiten) um Themen wie „Das sensitive Unternehmen - Warum Organisationen mehr menschliche Intelligenz brauchen“, „Der automatisierte Krieg-K.I.-Waffensysteme heute und morgen“ oder „Wie denkt man ohne Welt? - Intelligenz verstehen lernen.“ Die überwältigende Mehrheit der Texte und Interviews stammen aus der Feder der Chefredakteurin selbst, was sicher auch dem finanziellen Risiko einer Magazin-Neugründung in Zeiten eines abnehmenden Print-Marktes geschuldet ist und sich mit möglichen Folgeausgaben ändern mag, aber doch für eine gewisse monokausale Haltung sorgt.

Andererseits finden sich dann Artikel wie ein Porträt des Robotik-Herstellers Kuka, der Präzisionsroboter und Systemtechnik herstellt und sich wie ein Auszug aus der Werbebroschüre des Unternehmens liest. Substanzieller sind da gesammelte Aussagen von internationalen K.I.-Experten, die Einschätzungen zu Gefahren und vor allem Chancen der Technik abgeben. Von solchen Texten, die sich einer ebenso faszinierenden wie komplexen Technologie wie der K.I. wissenschaftlich fundiert nähern würde man sich mehr wünschen. Im Kern begnügt sich „human“ dagegen mit einem oft etwas zu homöopathisch wirkendem Umgang mit seinem Thema, wovon schon der breit grinsende blaue Smiley auf dem Titelblatt zeugt.

human • vierteljährlich • 12,80 • jetzt im Zeitschriftenhandel erhältlich

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