Powerfrau in Powerrüstung
Geheimnisse und Geballer: Rachel Bachs Roman „Söldnerehre“
Unter dem Pseudonym Rachel Bach (im Shop) schreibt die amerikanische Fantasy-Autorin Rachel Aaron seit 2013 actionreiche Science-Fiction-Romane, in denen sie typische Elemente der Military-Science-Fiction und der Space Opera kombiniert. Nach „Sternenschiff“ liegt unter dem Titel „Söldnerehre“ nun der zweite Band um die taffe Söldnerin und Waffennärrin Devi Morris vom Planeten Paradox auf Deutsch vor, die ihre Missionen mit einer massigen Hightech-Kampfrüstung und mächtigen Wummen bestreitet, und deren galaktische Abenteuer Geek-Queen Felicia Day aus „Buffy“ und „EUReKA“ zu einer begeisterten Liebeserklärung hingerissen haben.
Die wackere Devi hat nach den Ereignissen im ersten Band allerdings ihre Erinnerungen verloren und scheint unter krabbelnden bis tentakeligen Halluzinationen zu leiden. Dennoch müssen sie und die Besatzung des Raumfrachters Glorreicher Narr nach jedem Sprung durch den Hyperraum einer neuen, noch größeren Gefahr ins Auge blicken, die Devi als schwer gepanzerte Sicherheitsoffizierin fordert. Nicht wenige dieser Gefahren haben mit den Geheimnissen zu tun, die den strengen Captain, seine eigenartige Tochter und den attraktiven Schiffskoch umgeben, bei dessen Anblick sich Devi trotz allem der Magen umdreht. Wenigstens scheint sie sich auf ihren neuen Söldnerkollegen an Bord verlassen zu können und profitiert von dessen Erfahrung als Scharfschütze. Mit der Rückkehr ihrer Erinnerungen erfährt Devi im weiteren Verlauf des Romans dann jedoch einige erschütternde Wahrheiten über den Kosmos, in dem sie lebt und kämpft, und über ihre womöglich entscheidende Rolle im Kampf um ein vom Untergang bedrohtes Universum …
Die Hauptfigur und Erzählerin einer Trilogie die ersten rund 200 Seiten des Mittelbandes ohne Erinnerungen an die Geschehnisse im ersten Teil auskommen zu lassen, ist eine mutige, absolut unkonventionelle und durchaus interessante Herangehensweise – „Söldnerehre“ wird als Fortsetzung dadurch tierisch neuleserfreundlich. Entsprechend schnell dürften sich alle Quereinsteiger in Devi verlieben, wenn sie sich z. B. im Katalog begeistert ein neues brennendes Schwert für ihre Rüstung Lady Grey aussucht, sich einen Namen überlegt und die Klinge freudig montiert. Wer Devi und ihrer Art schon im ersten Buch verfallen ist, fühlt sich angesichts solcher Passagen und Momente nur bestätigt. Überhaupt zählt die knallharte Söldnerin, deren markante Stimme den Übersetzerwechsel gut überstanden hat, zu den sympathischsten Ich-Erzählerinnen, die das Science-Fiction-Feld momentan zu bieten hat. Ihr würde man als Leser – mit genügend Sicherheitsabstand – in jeden Kampf und in jede Schlacht folgen, die auf Devis’ Weg in die Elite-Liga der futuristischen Söldner liegen.
Doch in „Söldnerehre“ wird nicht nur gestochen und geballert. Bach zeigt auch mehr von ihrem All und seinen exotischen nichtmenschlichen Bewohnern, und vor allem verändert sie die epischen Ausmaße der Story, die wesentlich mehr ist als bloß der Stoff für die explosiven Auseinandersetzungen bzw. die wellenartigen Kunstpausen zwischen diesen. Die Enthüllungen über das düstere Universum der „Paradox-Saga“ voller Aliens, Symbionten und Phantome sowie die Stimmung an Bord der Glorreicher Narr bringen „Söldnerehre“ und Rachel Bach sogar in die Nachbarschaft zu aktuellen Space-Opera-Könnern wie James „The Expanse“ Corey (im Shop) und Becky „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ Chambers.
Letztlich ist der zweite Roman über die Powerfrau in Powerrüstung wieder genau das, was er sein will und soll: Unterhaltsamer, oft genug krachender literarischer Science-Fiction-Chunkfood, den man in ein paar großen Happen runterschlingt. Bereits Im November erscheint der dritte Band „Kommando“ und schließt die Trilogie ab.
Rachel Bach: Söldnerehre (Die Paradox-Saga Bd. 2) • Aus dem Amerikanischen von Michael Pfingstl • Heyne, München 2017 • 511 Seiten • E-Book: € 8,99
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