12. August 2021 1 Likes

„How it Ends“ – Eine schrullige Apokalypse

Ein Corona-Film der etwas anderen Art

Lesezeit: 3 min.

Es lag vielleicht nahe, während der ersten Hochphase der Corona-Pandemie einen Film über eine drohende Apokalypse zu drehen, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit zu nutzen, die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns zu hinterfragen, vielleicht aber auch einfach jede Gelegenheit zu nutzen, um raus zu kommen und mit Freunden einen Film zu drehen. So etwa fühlt sich „How it Ends“ an, den das Lebens- und Regie-Duo Zoe Lister-Jones und Daryl Wein im Sommer 2020 in ihrer Heimat Los Angeles gedreht haben.

Der Himmel ist stets blau, allein ein Komet am Himmel deutet das Damoklesschwert an, dass über den Ereignissen schwebt. Wobei es schon zu viel ist, von Ereignissen zu sprechen, denn Hauptfigur Liza (Lister-Jones selbst) macht an diesem letzten Tag der Erde eigentlich nicht besonders viel. Um zwei Uhr Nachts wird der Komet auf der Erde einschlagen und die Menschheit vernichten, soviel ist klar. Immerhin ist Liza nicht ganz allein, ihr jüngeres Ich (Cailee Spaeny) steht ihr zur Seite und freut sich, dass an diesem Tag offenbar die Synapsen der Menschen auf höherem Level funktionieren, so dass auch Andere die Jüngeren Ichs ihrer Mitmenschen sehen können.

Am Abend steht eine Party an, auf der Liza Drogen nehmen und kotzen will, doch da dieser Plan für den letzten Tag auf Erden doch etwas dünn erscheint, beschließt sie, Konflikte anzugehen, die in den letzten Jahren liegengeblieben sind.

Das Verhältnis zu ihren geschiedenen Eltern will bereinigt, eine ehemals beste Freundin besänftigt werden, die Liza einst von einem bestimmten Mann abgeraten hat, der natürlich auch auf der To-Do-Liste steht – und nicht nur von seiner Ex Liza Besuch bekommt. Beim Stromern durch Los Angeles begegnen die beiden Lizas noch manch anderen Gestalten, anderen Jüngeren Ichs, aber auch einem ehemaligen Schwarm Lizas, der möglicher Kandidat für ein letztes Mal Sex ist.


Zoe Lister-Jones (links) und Cailee Spaeny

Durch und durch Indie ist „How it Ends“, mit geringen Mitteln gefilmt und geprägt von jener Haltung, für die es im englischen die schönen Begriffe wie quirky oder twee gibt. Voller „Oh, my gods!“ und „likes“ sind die Dialoge, wirkliche Probleme oder Sorgen haben Liza und die anderen Figuren nicht, wenn das Gras zu Ende geht ist das schon ein größeres Drama.

Vom Exzess einer Komödie wie „This Is the End“ ist das weit entfernt, auch das Melodrama oder gar die bildgewaltigen Qualitäten von Lars von Triers „Melancholia“ darf man hier nicht im entferntesten erwarten. Statt dessen einen kleinen, aus der Hüfte geschossenen Indie-Film, für den Lister-Jones und Wein offenbar vor allem Freunde und Bekannte engagiert haben, die sich für die kurzen Vignetten zur Verfügung gestellt haben: Oliva Wilde sieht man da, Bradley Whitford und Helen Hunt spielen die Eltern, die „Stranger Things“-Entdeckung Finn Wolfhard taucht auf, dazu Colin Hanks und Pauly Shore. So schrullig kam das Ende der Welt jedenfalls lange nicht daher.

Abb.: Kinostar Filmverleih GmbH

How it ends • USA 2020 • Regie: Zoe Lister-Jones und Daryl Wein • Darsteller: Zoe Lister-Jones, Cailee Spaeny, Helen Hunt, Oliva Wilde, Fred Armisen, Lamorne Morris, Nick Kroll • Kinostart 12. August 2021

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