„Tracing Light“ – Die Magie des Lichts
Thomas Riedelsheimer begibt sich auf die Spuren des (fast) nicht Filmbaren
Licht besteht aus Photonen, die auf ihrem Weg durch den Raum auf Elektronen treffen, diese anregen und so sichtbar werden können. Doch so einfach sich das anhört ist es nicht: Ständig sind wir von Licht umgeben, aber wirklich fassbar ist es nicht. Diese Schwierigkeit hielt den Filmemacher Thomas Riedelsheimer nicht davon ab, zu versuchen, einen Film über Licht zu drehen. Einer der Gründe war, dass Licht neben Zeit und Klang eine der drei Aspekte ist, die einen Film ausmachen. In „Rivers and Tides“ hatte sich Riedelsheimer mit dem Landschaftskünstler Andy Goldsworthy beschäftigt, der in der Natur, aus Steinen, Stroh oder anderen natürlichen Elementen Kunstwerke herstellt, die im Laufe der Zeit, ganz natürlich, vergehen. In „Touch the Sound“ wiederum, ging es um die seit ihrer Kindheit schwerhörige Komponistin und Schlagzeugerin Evelyn Glennie, die Klänge nicht hört, sondern spürt. Nun also „Tracing Light“, der durch seine Beschäftigung mit dem wichtigsten Aspekt des Kinos quasi eine lose Trilogie abschließt.
Diesmal steht allerdings nicht ein Künstler im Mittelpunkt, sondern diverse. Das Künstlerduo Brunner/Ritz etwa, bestehend aus dem Bildhauer Johannes Brunner und dem Komponisten Raimund Ritz, das seit 30 Jahren im Grenzbereich zwischen Installation und Komposition, zwischen Kunst und Musik arbeitet. Im architektonisch spektakulären, fast vollständig weißen Gebäude des Max-Plank-Instituts in Erlangen, in dem auch zur Microphotonik geforscht wird, installierten die Künstler eine Art symbolisches Schwarzes Loch in den Raum, eine auf der einen Seite weiße, auf der anderen Seite schwarze Kugel, die einen Forschungsschwerpunkt des Institutes visualisiert.
Passend dazu sinniert Pascal del’Haye, ein Wissenschaftler des Instituts, über neue Erkenntnisse zu Schwarzen Löchern, jenen rätselhaften Phänomenen, in denen die Gravitation so stark ist, das selbst Licht nicht mehr sichtbar ist. Schon hier merkt man eine Schwierigkeit, der Thomas Riedelsheimer sich mit seinem Film stellt: Licht ist zwar immer da, doch wirklich zu erklären ist es kaum und wenn, driften die Beschreibungen der hochspezialisierten Wissenschaftler fast schon ins Esoterische.
Konkreter wird es da in Riedelsheimers Badezimmer, wo sich morgens oft ein Farbenspiel ereignet: Die Strahlen der Morgensonne brechen sich im Spiegel und werfen für ein paar Minuten Lichtreflexe in den Farben des Regenbogens auf die Wand. Schön anzusehen ist das, aber auch ein wenig beliebig. Anders auf einer unbewohnten Insel auf den Äußeren Hebriden, vor der Küste Schottlands: Hier hat die Künstlerin Louise Brooks in einer malerischen Bucht eine Art Rundbau geschaffen, geformt aus flachen Steinen, der an einer Seite durch einen schmalen Spalt in Richtung der aufgehenden Sonne geöffnet ist. Wenn sich nun der Weg der Sonne auf der Innenwand des Rundbaus deutlich nachvollziehen lässt, muss man unweigerlich an die gigantischen Anlagen der Antike denken, von Stonehenge bis zu ägyptischen Tempeln, in denen die Sonne und ihre Strahlen kultisch verehrt wurden.
So weit gehen die Wissenschaftler des 21. Jahrhunderts zwar nicht, aber eine besondere Faszination für die schwer zu beschreiben, manchmal fast mystisch wirkenden Qualitäten des Lichts ist ihnen und auch diesem Film deutlich anzumerken.
Tracing Light - Die Magie des Lichts • Deutschland, Großbritannien 2024 • Regie: Thomas Riedelsheimer • jetzt im Kino
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