18. Februar 2021 2 Likes 1

„Wonder Woman 1984“ – Kein großes Heimkino

Das Superheldinnen-Sequel trägt seine Identitätspolitik angestrengt vor sich her

Lesezeit: 3 min.

Viel wurde in den letzten Wochen über die Entscheidung von Warner Brothers gesprochen, sein sündhaftteures Superheldinnensequel „Wonder Woman 1984“ nicht im Kino zu starten, sondern gleichzeitig im hauseigenen Streamingkanal HBO-Max anzubieten. Den es in Deutschland noch gar nicht gibt, weswegen das hiesige Publikum Patty Jenkins’ Film nun zunächst bei Sky Cinema zu sehen bekommt, in einigen Wochen, wenn die Kinos wieder aufmachen, auch dort. Vorgeblich war die Entscheidung eine Reaktion auf die immer noch grassierende Corona-Pandemie, wenn man die sagenhaft langen und über weite Strecken bemerkenswert langweiligen 151 Minuten dieses quietschbunten Abenteuers anschaut, könnte man aber auch auf den Gedanken kommen, dass das Studio vor allem seine Verluste minimieren wollte.

Im Sommer 2017 wurde „Wonder Woman“ als feministischer Aufbruch gefeiert, als erster Film mit einer wirklich starken weiblichen Hauptfigur, als hätte es Linda Hamilton oder Sigourney Weaver nie gegeben. Aber gut, jede Generation braucht ihre eigenen Helden, in dieser ist das Gal Gadot, ein israelisches Model, die äußerlich hervorragend in die Rolle der das Goldlasso schwingenden Amazone passt. Zu Beginn des Sequels lebt sie in Washington DC, arbeitet einerseits in zivil als Diana Prince im Museum für Archäologie, scheint andererseits fortwährend damit beschäftigt zu sein, kleine Unfälle und Einbrüche zu verhindern. Bei einem dieser Einbrüche wird ein antikes Relikt gestohlen, das Traumstein genant wird und – genau – Träume erfüllt. Es landet auf dem Schreibtisch von Dianas Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig), einem Mauerblümchen, dessen größter, voll emanzipierter Traum es ist, so sexy zu sein wie Diana. Eine Berührung des Steins lässt diesen Traum ebenso schnell Wirklichkeit werden wie Dianas Traum, ihre große Liebe Steve Trevor (Chris Pine) zurückzubekommen. Richtig finstere Wünsche hat allerdings Maxwell Lord (Pedro Pascal), ein selbsternannter Reality TV-Star, dessen Gehabe und Frisur so überdeutlich an einen gewissen Ex-Präsidenten erinnert, dass man sich nur wundern kann, dass er nicht gleich Donald heißt.


„Schaut mal, was ich hier aus dem Restmüll gefischt habe! Das gehört eindeutig in die Biotonne!“ - Wonder Woman 1984, Warner


„I’m a Barbie girl, in a Barbie world“ - Wonder Woman 1984, Warner

Denn mit Subtilität ist es in „Wonder Woman 1984“ nicht weit her, praktisch jeder Mann in dieser Vision der 80er Jahre ist ein ungehobelter Sexist, der von Wonder Woman zur Räson gebracht werden muss, die allerdings auch nur das will, was jedes Mädchen in einem Hollywood-Film will: ihren Traumprinz. Statt sich auf die inhärente Qualität der Vorlage zu verlassen, biedert sich der Film überdeutlich beim Zeitgeist an. Um Lug und Trug soll es gehen, um die Gefahr einer Welt, in der es nur noch um den schönen Schein geht. Durchaus relevante, auch spannende Themen, die in den ausufernd langen zweieinhalb Stunden dieser Fortsetzung, allerdings mit so einer aufgesetzten Ernsthaftigkeit verhandelt werden, dass das Vergnügen dabei viel zu kurz kommt.

Möglicherweise trägt das Fehlen der riesigen Kinoleinwand, des bombastischen Tons, erst recht dazu bei, dass die Mängel eines Films wie „Wonder Woman 1984“ umso deutlicher zum Vorschein treten. Andererseits floppte die Fortsetzung in China im Kino und wie begeistert die HBO-Abonnenten tatsächlich waren, dürfte Betriebsgeheimnis bleiben. Wenn Corona also helfen sollte, dass Hollywood seine so sehr auf Superheldenfilme zugeschnittene Programmpolitik ein klein wenig hinterfragt, dann hätte die Pandemie vielleicht doch etwas gutes.

„Wonder Woman 1984“ läuft ab 18. Februar bei Sky Cinema

Wonder Woman 1984 • USA 2020 • Regie: Patty Jenkins • Darsteller: Gal Gadot, Chris Pine, Kristen Wiig, Pedro Pascal, Robin Wright, Connie Nielsen

Kommentare

Bild des Benutzers Thorsten Hanisch

WONDER WOMAN 3 wurde bereits Ende Dezember bestätigt.

1984 war ein voller Erfolg für Warner. Das Box-Office war - für Corona-Zeiten - mehr als okay und im Streaming hat die Wunderfrau 2020 die komplette Konkurrenz hinter sich gelassen:

https://www.hollywoodreporter.com/live-feed/wonder-woman-1984-streaming-audience-hbo-max

Was das angeht, wird Corona gar nichts ändern. LEIDER! :(

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