4. Januar 2021

„Bridge Constructor: The Walking Dead“: Auf Zombieabwegen

Der neueste Ableger der actiongeladenen Brückenbau-Reihe im Test

Lesezeit: 3 min.

Dass die strategisch ausgerichtete Reparatur und Installation von Brücken unter meist aberwitzigen Bedingungen ein riesiger Knobelspaß sein kann, bewies zuletzt Bridge Constructor: Portal von 2018 (hier unser damaliger Test). An diesem Spiel überzeugte speziell das Crossoverdesign mit Valves legendärer Portal-Reihe inklusive „Supercharakter“ GlaDOS, sodass das Bridge Constructor-Franchise in Sachen Bekanntheit einen ordentlichen Satz nach vorne hinlegte.

Kurioserweise gelang dem österreichischen Studio ClockStone danach der Coup, ausgerechnet Robert Kirkmans The Walking Dead als nächstes Setting an Land ziehen zu können. Das Ergebnis liegt nun für alle gängigen Plattformen (inklusive Mobile) seit Ende November für bereits unter 15 Euro vor (wir spielten auf PC) und hetzt uns – wie zu erwarten – allerhand Zombiehorden auf den Hals. Denen können wir wie schon in den anderen Ablegern nur mittels gut durchdachtem Brückenbau entgehen, der in seiner Komplexität oftmals aber auch erst nach mehreren Fehlversuchen ersichtlich ist. Was bereits nach wenigen Minuten Spielzeit auffällt, ist die stimmige Verbindung aus beiden Welten. Wo sonst, wenn nicht in einer Zombieapokalypse, gehören schließlich zahlreiche Abgründe, kaputte Straßen und Überwege zum guten Ton eines Überlebenskampfes?

Eingebettet ist die Taktiererei in eine Story, die leider dennoch kaum der Rede wert ist, obwohl immerhin ein paar alte Bekannte wie Schlaukopf Eugene oder Mr. Cool Daryl am Start sind. In den fünf Kapiteln, in denen insgesamt 40 verschiedene Level bzw. Rätselaufbauten warten, geht es darum, Zombiehorden auszuweichen, sie zu zerstören (z.B. mittels explodierender Fässer oder großer Container) und vor allem eine möglichst große Anzahl an Menschen sicher an Gefahren vorbeizuschleusen. Um jeweils die vorgegebenen Ziele zu erreichen, stehen uns Elemente wie Stahl, Holz oder Seile ebenfalls zur Verfügung wie einige Spezialfähigkeiten unserer Helden. So nutzt Daryl typischerweise seine Schusswaffe, während Eugene mithilfe einer Puppe die Beißer ablenken kann oder Naomi dank eines Granatwerfers für einigermaßen klare Verhältnisse sorgt.

Wichtig für jeden Brückenplan ist das richtige Timing und die Stimmigkeit der einzelnen Komponenten innerhalb des Ablaufs, da es schließlich nichts hilft, wenn eine Aktion zu lange vor oder nach der vorherigen gestartet wird. Dabei kommen beispielsweise auch die aus früheren Teilen bekannten Sprungschanzen zum Einsatz, über die wir Fahrzeuge und ganze Konvois manövrieren. Doch auch dies gelingt nur, wenn wir unsere Figuren und Fallen richtig platzieren, das Verhalten der Zombies richtig einschätzen und nach dem Startschuss unseres Plans alle Rädchen ineinandergreifen.

Genau hier liegt der Hase leider im Pfeffer. Zu oft bleibt im Dunkeln, wie man eine Aufgabe eigentlich angehen kann und auch sonst ist trotz farblicher Hervorhebung interaktiver Elemente schnell Frust angesagt, da auf echte Hilfefunktionen verzichtet wurde. Kurzum: Wer selbst nach viel Herumprobieren und dem Kampf mit den leider sehr starren Vorgaben etwa bei der Bewegung der Figuren keinen Erfolg hatte, muss auf Hilfe aus dem Netz und Co. hoffen.

Immerhin sorgen einige bereits aus den Vorgängern bekannte Bugs für witzige Momente mit YouTube-Qualität. Ebenfalls beklagenswert ist hingegen die nur schwache Ausschöpfung des Settings, da sowohl Story wie Charakterzeichnung (letzteres sogar buchstäblich) sehr schlicht bis banal ausfallen. Dazu passt der Verzicht auf eine Sprachausgabe, sodass man sich letztlich fragen muss, ob die WD-Lizenz tatsächlich notwendig gewesen wäre.

Fazit

Nette, aber mehrfach unnötig frustige Brückenbausimulation mit teils aberwitzigen Momenten, deren Storyfacetten nur stumpfes Beiwerk bleiben.

Bridge Constructor: The Walking Dead • ClockStone • Simulation • PS5/PS4/Xbox Series X/Xbox One/PC/Switch/IOS/Android

Abb. © Headup Games

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