„Monobot“: Klein und sehr allein
Ein düsterer Puzzle-Plattformer mit leichtem „WALL-E“-Faktor
In den meisten Fällen lässt sich schwer ermessen, welchen Einfluss ein Spiel als Referenz auf ein Genre oder gar die gesamte Industrie dahinter hat. Nur viel zitierte Meisterwerke wie beispielsweise die GTA-Reihe, welches mit seinem Konzept von Open World zahllose Nachahmer inspirierte, oder Dark Souls, das gnadenlos provozierten Spielerfrust in von Käufern gewolltes Hardcore-Gaming übersetzte, können neben Nintendo-Ikonen wie Link oder Mario für sich in Anspruch nehmen, wirklich erkennbar Maßstäbe gesetzt zu haben. Ähnliches gelang in der letzten Dekade auch den herausragenden Titeln Limbo und Inside, mit denen Entwickler Playdead das Feld der Indie-Spiele auf ein neues Level hob und gerade in Sachen Atmosphäre und einer knackigen Mixtur aus Rätsel und Geschicklichkeit bis heute nachwirkt. Allein der Umstand, wie oft selbst wir schon bei diversen Veröffentlichungen auf diese beiden Spiele verwiesen haben, belegt zumindest ein wenig die Bedeutung der Playdead-Hits für den Spielemarkt.
So denken wir auch bei Monobot sofort an Playdead. Denn das Debüt der noch unbekannten Spieleschmiede DreamSmith macht von der ersten Minute an keinen Hehl daraus, aus wessen Geist es entsprungen scheint. Sowohl Gameplay wie Stimmung dieses mit Rätseln und Fallen gespickten Plattformers erinnern direkt an Playdead und auch die hier skizzierte Dystopie einer von Robotern beherrschten (Abfall-)Zukunft könnte so aus Inside stammen. Dass eine solche Nähe, mal wieder, aber beileibe nichts Schlechtes sein muss, belegen die gut 10 Stunden Spielzeit, die, so viel sei vorab bilanziert, sich zwar nicht für einen Innovationswettbewerb anmelden könnten, jedoch gut unterhalten und ihren Vorbildern angemessen Tribut zollen.
In Monobot, das Mitte Juni bislang nur digital für PC zum Preis von 12,50 Euro herauskam, dreht sich alles um das Schicksal des Roboters Mono. Der könnte mit seiner Niedlichkeit Pixars Schrottaufräumer WALL-E ein wenig Konkurrenz machen und hält ähnlich wie sein Kollege nichts von Gewalt, allerdings muss sich Mono zwangsweise mit Problemen herumschlagen, die ihn unfreiwillig zum Adventure-Helden werden lassen und die eben nicht den typischen Pixar-Charme voller Zuversicht und Wärme verströmen.
In der stark industriell geprägten Welt von Monobot werden Roboter, die nicht mehr den gängigen Funktionsnormen entsprechen, gnadenlos aussortiert. Dies geschieht unter der Aufsicht strenger KIs und Riesenroboter, die ohne jede menschliche Gegenwart offenbar längst die Kontrolle übernommen haben. In den sieben Kapiteln des Abenteuers geht es nicht nur darum herauszufinden, was mit der Menschheit passiert ist, sondern gleichsam der für einen Roboter als Protagonisten geradezu klassischen Frage nach Identität und Ziel eines künstlich erzeugten Massenprodukts, wie es Mono nun einmal ist, nachzugehen.
Das in 2D gehaltene Gameplay steht dabei ganz in der Tradition der Playdead-Vorbilder. Nach einer sehr knappen Einführung ohne viel Hintergrundstory und lange Tutorials, werden wir mit Mono unmittelbar in unser Schicksal entlassen. Es geht konstant von links nach rechts, wobei wir die zu Beginn äußerst begrenzten Fähigkeiten unseres Helden nur dazu einsetzen können, Gegenstände wie Kisten auf Hebebühnen zu verschieben oder uns vor Suchrobotern zu verstecken. Nach recht kurzen Wegstrecken bleiben wir in abgesteckten Gebieten stecken, in denen nun ein wenig Hirnschmalz und Ausprobieren gefragt sind, um weiterzukommen. Die Hindernisse entpuppen sich stets als physikbasierte Knobelaufgaben, in der Objekte in die richtige Anordnung gebracht oder Mechanismen zeitlich genau ausgelöst werden müssen, damit der stumme Mono weiterziehen kann.
Erwischt uns einer der herumstreifenden Gegner oder werden wir mal von einer Apparatur zerquetscht, dürfen wir die Aufgabe dank sehr fairer Checkpoints stets genau vor der jeweiligen Aufgabe erneut beginnen – auch das erinnert ja frappierend an Limbo und Inside. Die Hintergründe der Story werden uns in kleineren Cutscenes und in den Gebieten auffindbaren Dokumenten nach und nach an die Hand gegeben. Wahlweise gut übersetzte deutsche Bildschirmtexte erleichtern nicht nur das Verständnis der Geschichte, sondern sie sind ebenso stimmig in das Setting integriert, um etwa neue Fähigkeiten von Mono in ihrer Handhabung zu erklären oder bevorstehende Herausforderungen dezent anzukündigen.
Apropos Fähigkeiten: Im Verlauf der Kampagne erweitert sich das Repertoire des kleinen Robos um mehrere Skills wie beispielsweise einen Magnet- und einen Teleportationsarm, sodass die Rätsel zunehmend an Raffinesse und Tiefe gewinnen, ohne wirklich zu überfordern. Gerade die gute Balance aus Herausforderung, Lerneffekt und dezenter Spielerführung durch das Settingdesign ist den Machern wirklich gelungen und sorgt neben der eindringlichen, aber nicht erdrückenden Dystopiestimmung für Motivation bis zum Ende. Auch Fahrzeugsequenzen lockern das flüssig ineinander übergehende Geschehen positiv auf und die Areale bieten trotz eher zweckmäßiger Grafik ohne viel Schnickschnack genug Abwechslung, um den positiven Gesamteindruck zu unterstreichen.
Der Sound hält sich, passend zum unaufgeregten Setting, über die gesamte Spielzeit sehr bis komplett zurück und untermalt das Geschehen meist nur mit Geräuschen oder pointiert eingesetzten Piano- oder Synthieklängen. Auch das Ende fügt sich nahtlos in das bisher Gesagte ein, obgleich das melancholische Finish sicher kaum einen Sci-Fi-affinen Spieler überraschen dürfte. Die Thematik künstlicher Intelligenzen, außer Kontrolle geratener Maschinen und dem menschlichen Faktor in all dem, ist wohl einfach schon zu oft – zumindest auf diese Weise – erzählt worden, um uns vom Stuhl zu reißen. Aber immerhin: Monobot macht mit schöner Inszenierung das Beste daraus und darf sich auch dank insgesamt sauberer Technik als einer der profiliertesten Playdead-Epigonen im Indie-Kosmos auf die sprichwörtliche Schulter klopfen lassen.
Fazit
Nicht neu, aber sehr gut gemacht. Monobot überzeugt als blitzsauberer Indie-Puzzler mit seinem motivierenden Mix aus Geschicklichkeit, Rätseln und Dystopie.
Monobot • DreamSmith Studio • Adventure/Puzzle-Plattformer • PC
Abb. © Ukuzu
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