1. April 2017 1 Likes

Die Top 5 Stand-alone-Romane

Es müssen nicht immer Trilogien sein: hier sind fünf Einzelromane, die es mit jeder Serie aufnehmen können

Lesezeit: 5 min.

Noch ne Trilogie! Schon wieder ein Prequel! Was, dazu soll‘s ne Fortsetzung geben? Früher haben die viel weniger Serien und viel mehr Einzelromane geschrieben! – höre ich immer wieder, wenn es um Neuerscheinungen in der Science-Fiction und Fantasy geht. Tatsächlich geht gefühlt unter einer Trilogie gar nichts mehr, sei es im Kino (wie viele Star-Wars-Trilogien es wohl noch geben wird?) oder in der Literatur (allein mit den Drachenreiter-Romanen können Sie sich eine Weile beschäftigen). Doch wenn man genauer hinsieht, stellt man fest, dass der Schein trügt: nach wie vor werden jedes Jahr auch viele, viele Einzelromane veröffentlicht, die ganz ohne Pre- und Sequels auskommen. Hier sind fünf davon, und keiner älter als zwei Jahre:

 

5. Arne Ahlert: Moonatics

An dem Tag, an dem der Golfstrom versiegte, warf Darian Curtis sein Studium hin und bereiste die Welt, bevor große Teile davon im ewigen Winter gefroren. 21 Jahre später war er schon so ziemlich überall – außer auf dem Mond. Dank einer Erbschaft kann er sich diesen Traum jetzt erfüllen, und weil er vergisst, sie ordnungsgemäß zu versteuern, bleibt er erst einmal im Hotel Levania. Er freundet sich sowohl mit den anderen Gästen des Luxushotels an als auch mit den Hippies, in einen Krater weiter eine Kolonie aufgebaut haben und in rauschenden Partynächten (eine Nacht dauert auf dem Mond dauert immerhin 14 Erdentage!) darüber debattieren, ob Gaia, die Mutterwelt, ein sterbendes Lebewesen ist, oder was genau eigentlich Besitz bedeutet. Doch das Mondleben hat auch seine Schattenseiten, wie Curtis schneller herausfinden muss, als ihm lieb ist … Moonatics gehört zu den Romanen, bei denen auf den letzten 100 Seiten die Karten komplett neu gemischt werden – und genau das macht ihn zu einem wirklich gelungenen Debüt!

Arne Ahlert: Moonatics • Roman • Originalausgabe • Wilhelm HeyneVerlag, München 2016 • Paperback • 576 Seiten • € 14,99 im Shop

 

4. Thomas Carl Sweterlitsch: Tomorrow & Tomorrow

Am Ende unseres Jahrhunderts wurde die Stadt Pittsburgh von einer Atombombe ausgelöscht, doch sie ist in einer digitalen Kopie wiederauferstanden. Die meisten nutzen dieses Archiv einfach als Gedenkstätte. Für John Dominic Blaxton ist es jedoch mehr als das: er verlor bei dem Anschlag seine Frau und sein ungeborenes Kind und ist süchtig nach ihnen. Täglich verbringt er Stunden im Archiv, auch weil er für eine Versicherungsfirma arbeitet, die jeden einzelnen Todesfall in Pittsburgh überprüfen muss, damit auch wirklich nur diejenigen entschädigt werden, deren Angehörige tatsächlich beim Anschlag umgekommen sind. Blaxton kennt sich im digitalen Pittsburgh so gut aus, dass er der einzige ist, der das Verschwinden einer jungen Frau aus dem Archiv bemerkt. Als er Nachforschungen anstellt, gerät er in einen Strudel aus Intrigen, Mord und Gewalt … Tomorrow & Tomorrow ist ein rasanter Cyberpunk-Thriller á la William Gibson, eine humorig-düstere Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Technologie und geistiger Gesundheit in der Tradition von Philip K. Dick und J. G. Ballard, und ein Noir-Krimi, aber eher von James Ellroy denn Raymond Chandler. Kurz: absolut lesenswert!

Thomas Carl Sweterlitsch: Tomorrow & Tomorrow • Roman • Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • Paperback • 480 Seiten • € 14,99 im Shop

 

3. Paolo Bacigalupi: Water – Der Kampf beginnt

Unsere Erde ist zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt – aber nur 2,6% ist Süßwasser. Das meiste davon ist in Gletschern und Schelfeis gebunden, und nur 0,3% als Trinkwasser verfügbar. 70% davon wiederum verbraucht die Landwirtschaft. Die restlichen 30% sind bekanntlich nicht gleichmäßig über die Erde verteilt, sodass es zu Wasserknappheit kommt – und damit auch zu Kämpfen um die kostbare Ressource. Die Erderwärmung wird dafür sorgen, dass immer mehr Regionen vom Wassermangel betroffen sind. Das wiederum ruft Konzerne auf den Plan, die das Wasser kontrollieren wollen. In dieser erschreckend realistischen Zukunft spielt Paolo Bacigalupis Water: Angel Velasquez gehört zu einem Spezialkommando, das das Wasserreservoir Arizonas verteidigt. Als in Phoenix angeblich eine Quelle entdeckt wird, wird er dorthin geschickt – und in eine Intrige verwickelt, sodass er plötzlich ins Fadenkreuz seiner eigenen Leute gerät …  

Paolo Bacigalupi: Water – Der Kampf beginnt • Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Müller • Blessing, München 2016 • Hardcover • 464 Seiten • € 19,99 im Shop • ab dem 10.04.2017 auch als Taschenbuch im Shop erhältlich

 

2. Monica Byrne: Die Brücke

Wir schreiben das Jahr 2068: Die Vereinigten Staaten und Europa sind in die Bedeutungslosigkeit gefallen, Indien und Äthiopien dagegen die stärksten Wirtschaftsmächte der Welt, deren Mega-Cities ständig mit Energie versorgt werden müssen. Zu diesem Zweck wurde der TRAIL erfunden – eine gigantische schwimmende Pontonbrücke, die über das Arabische Meer verläuft, Indien mit Äthiopien verbindet und Sonnenlicht in Strom umwandelt. Doch der TRAIL ist auch die letzte Hoffnung für die, die in den pulsierenden Riesenstädten Indiens keinen Platz mehr finden: Sie wandern über den TRAIL nach Afrika – für sie ist er die Brücke in eine bessere Zukunft. So wie für Meena und Mariama, die einander nicht kennen, aber deren Schicksal auf vielfache Weise miteinander verknüpft ist … Die Brücke liegt irgendwo zwischen Coming-of-Age-Roman, Thriller, Dystopie und Roadtrip, und so, wie sich in Byrnes Zukunft Sprachen und Kulturen miteinander vermischen, vermengen sich auch die Genres zu einer atemberaubend schönen Geschichte.

Monica Byrne: Die Brücke • Roman • Aus dem Amerikanischen von Irene Holicki • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • Paperback • 448 Seiten • € 14,99 • im Shop

 

1. Alena Graedon: Das letzte Wort

Sie kennen das: das Smartphone vibriert, doch die eingegangene Wattsapp-Nachricht ist vollkommen unaussprechlicher Buchstabensalat, durchsetzt mit wenig hilfreichen Autocorrect-Interventionen. Jetzt stellen Sie sich vor, dass das auch in der gesprochenen Sprache passiert. Täglich. Jedem. Beängstigend, nicht? Das ist das Setting für Alena Graedons Das letzte Wort: dank einer Schnittstelle zwischen Gehirn und Smartphone kann sich die sogenannte Wortgrippe von den Geräten auf die Menschen übertragen. Einzig Menschen wie Anana, die Tochter des Lexikographen Douglas Samuel Johnson, die auch noch auf Papier lesen, befällt die Grippe nicht so schnell. Als das Virus ausbricht, verschwindet Dr. Johnson, und Anana macht sich auf die gefährliche Suche nach ihm, die sie letzten Endes auch zu denjenigen führt, die von der Wortgrippe profitieren. Dazu braucht sie sinnigerweise 26 Kapitel, die so spannend sind, dass das Alphabet plötzlich Cliffhanger hat!

Alena Graedon: Das letzte Wort • Roman • Aus dem Amerikanischen von Sabine Thiele • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • Paperback •576 Seiten • € 14,99 • im Shop

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