TV-Tipp: „High Life“ von Claire Denis

Vorsicht, einen normalen Genre-Film sollte man nicht erwarten. Claire Denis gehört zu den ganz unbequemen Filmemacherinnen des französischen Kinos und „leichte Kost“ kommt in ihrem Vokabular nicht vor. Dabei bewegt sie sich gerne in Grenzregionen und mutet ihrem Publikum eine Menge zu. Auch gerne mal Unzumutbares. Aber „Scheitern“ kommt in Denis‘ Vokabular vermutlich auch nicht vor, künstlerisches Risiko ist Lebenselixier.

Das gilt auch für „High Life“ von 2018, der heute um 22.00 Uhr auf Arte das erste Mal im Free-TV läuft (und bis zum 21.11. auch in der Mediathek abrufbar ist). Und dabei klingt die Zusammenfassung des Senders doch ganz zugänglich:

Ein Raumschiff in den Tiefen des Weltalls, das sich auf ein schwarzes Loch zubewegt. An Bord ist eine Crew aus verurteilten Schwerverbrechern, die diese „Selbstmord“-Mission gewählt haben, um ihren lebenslangen Strafen auf der Erde zu entgehen. Klare Hierarchien fehlen, aber am ehesten hat die Ärztin Dr. Dibs das Kommando – auch sie eine verurteile Schwerkriminelle. Dibs‘ Aufgabe ist es, durch künstliche Befruchtung Nachkommen der Besatzungsmitglieder zu züchten, um so eine zweite Generation für den schier endlosen Flug zu produzieren.

Aber so klar ist das alles gar nicht, denn mit Erzählkino hat das herzlich wenig zu tun. Man bewegt sich eher in einem Gespinst aus Metaphern und Pathos, versinkt in schwermütiger Düsterkeit und wird schon ziemlich gestresst. Ob sich das lohnt, muss natürlich jeder selbst entscheiden, aber wer die Herausforderung annimmt, wird den Film vermutlich noch ein paar Tage mit sich herumschleppen. Und im Filmseminar lässt sich herrlich darüber streiten.

Michael Meyns hat sich hier ausführlich mit „High Life“ beschäftigt.

High Life • USA/ Frankreich/ Deutschland 2018 • Regie: Claire Denis, Darsteller: Robert Pattinson, Juliette Binoche, André Benjamin, Mia Goth, Lars Eidinger, Agata Buzek, Claire Tran, Ewan Mitchell, Gloria Obianyo, Scarlett Lindsey