26. November 2021 3 Likes 4

„Cthulhus Ruf“ illustriert von François Baranger

Eine XXL-Prachtausgabe des Klassikers von H. P. Lovecraft

Lesezeit: 3 min.

[Der Text ist ein Repost vom Oktober 2020, weil – tja, weil bald Weihnachten ist und wir diesen wunderbaren, großformatigen Band einfach noch einmal allen ans Herz legen möchten, die ihn noch nicht haben oder ein schönes Geschenk für Genre-Fans suchen. Außerdem empfehlen wir das Interview mit Illustrator François Baranger und die Betrachtung des Cthulhu-Mythos.]

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Der französische Künstler François Baranger arbeitete als Konzeptkünstler bereits an Filmen wie „Die Schöne und das Biest“, „Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen“, „Zorn der Titanen“, „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ und „Arthur und die Minimoys“ mit. Außerdem nahm Baranger Einfluss auf die Videogames „Heavy Rain“ und „Alone in the Dark: The New Nightmare“, während er als Autor selbst Romane aus den Bereichen Science-Fiction und Thriller veröffentlichte. In jüngerer Vergangenheit sorgte Baranger zudem mit großformatigen Ausgaben klassischer Werke von Weird-Fiction-Ikone H. P. Lovecraft (im Shop) für Furore, die der 1970 geborene Franzose aufwendig illustriert hat, wobei Bild und Text auf den Doppelseiten in mehrerlei Hinsicht eine Symbiose eingehen. Bei Heyne ist die von Baranger bebilderte Fassung des Lovecraft-Meilensteins „Cthulhus Ruf“ soeben als Coffee-Table-Book im stattlichen Format von 26 x 35 Zentimeter erschienen, die der Übersetzung von H. C. Artmann folgt.

John Howe, der als einer der beiden großen Tolkien-Künstler unsere Vorstellung von Mittelerde und generell Fantasy-Welten prägte, liefert mit seinem Vorwort eine Einstimmung auf diese illustrierte Version von Lovecrafts „Cthulhus Ruf“, das ursprünglich Anfang 1928 im Pulp-Magazin „Weird Tales“ abgedruckt worden war. Die Erzählung ist eine zentrale Geschichte und ein Stützpfeiler dessen, was wir heute medienübergreifend als Cthulhu-Mythos bezeichnen – und nicht zuletzt einer der Gründe dafür, dass sich H. P. Lovecrafts Ideen kosmischer Schrecken und Götter in der gesamten Popkultur ausgebreitet und festgesetzt haben. Die Story hat letztlich alles, was eine typische Lovecraft- und Cthulhu-Mythos-Story ausmacht, angefangen bei archäologischen Geheimnissen, abenteuerlichen Expeditionen in exotische Gefilde und nichtmenschlichen, nichtirdischen Wesen, deren Fremdartigkeit und Gewaltigkeit man kaum erfassen kann.

Es ist nicht allein dem Überformat dieser gebundenen Ausgabe von „Cthulhus Ruf“ geschuldet, dass es François Baranger eben sehr wohl gelingt, zu erfassen und vor allem darzustellen, was Lovecraft beschrieben hat. Die riesigen Seiten helfen natürlich dabei, den Maßstab zwischen Cthulhu und den Menschen sowie die Wucht und Macht hinzubekommen. Aber auch sonst geht Baranger oft genau richtig vor in seiner üppigen, düsteren Visualisierung: Seine Landschaften und Naturgewalten wirken stets einschüchternd archaisch, und selbst wenn einmal nur einfache Männer in historischer Umgebung zu sehen sind, scheint stets ein Schatten auf ihnen und der ganzen Szene zu liegen. Und sein Leviathan – sein Cthulhu – haut richtig rein.

Manchmal liest man, dass Lovecraft automatisch verliere, sobald seine beinahe unaussprechlichen, fast unvorstellbaren Monster konkret gezeigt werden, sei es in Bildern, in Comic-Panels oder Film-Einstellungen. Doch die Illustrationen von François Baranger zeigen einmal mehr, dass H. P. Lovecrafts grundlegende, anhaltend inspirierende und einflussreiche Weird-Fiction-Geschichten sehr wohl adaptiert, sehr wohl illustriert werden können – wenn ein Künstler, den Lovecrafts Werk selbst seit Langem begeistert, mit Hingabe eine eigene Vision, das popkulturelle Kollektivgedächtnis und sein zeichnerisches, malerisches Talent erfolgreich verbindet. Da ist es dann auch nur angebracht, dass die Bilder das Album zwischendurch immer wieder dominieren – dafür ist dieser Luxusband ja da! Der angesichts seiner Seitenbreite zweckmäßige zweispaltige Satz wird indes zu einer schönen Hommage an das übliche Textlayout des Pulp-Originals.

Fraglos müssen wir uns heute kritisch mit H. P. Lovecrafts menschlichen Makeln und besonders dem Rassismus innerhalb seines Schaffens auseinandersetzen, dürfen wir den Autor aus Providence auf keinen Fall mehr vorbehaltlos glorifizieren und keine rückwirkende Amnestie erteilen. Seinen bedeutungsvollen Mythos und eine prächtige XXL-Edition eines Klassikers wie „Cthulhus Ruf“ dürfen und sollten wir aber trotzdem nach wie vor bestaunen und genießen. Übrigens hat François Baranger mit „Berge des Wahnsinns“ bereits einen weiteren Lovecraft- und Fantastik-Evergreen im selben Format illustriert.

H. P. Lovecraft, François Baranger (Illustr.): Cthulhus Ruf • Heyne, München 2020 • 64 Seiten • Hardcover: 25 Euro

Kommentare

Bild des Benutzers andreas10

Wunderschön das Buch.

Bild des Benutzers _9000_

Wird es denn auf Deutsch auch die bereits in englischer und französischer Sprache vorliegenden "Berge des Wahnsinns" mit den Illustrationen von Baranger geben?

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Ja, wird es - im Herbst 2022. Wir freuen uns auch schon ...

Bild des Benutzers _9000_

Super!!! Ist ja bloß noch ein Jahr ;)

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