Margaret Killjoy: Das Lamm wird den Löwen verschlingen
Eine fantastische Punk-Utopie wie aus der Twilight-Zone
In Margaret Killjoys Novelle „Das Lamm wird den Löwen verschlingen“ kommt die ruhelose Punkerin Danielle nach Freedom, Iowa, das Hausbesetzer von überallher zu einem anarchistischen Punk-Utopia gemacht haben. Doch die Freiheit des Ortes, an dem Danielles bester Freund bis kurz vor seinem Selbstmord lebte, wird von Finsternis bedroht: Der blutrote Dämonen-Hirsch Uliski, eigentlich der Beschützer von Freedom, scheint außer Kontrolle. Und Uliski ist kein Leichtgewicht mit seinen drei Geweihen, seiner Gefolgschaft untotem Viehs oder seiner Neigung, bösen Menschen den Brustkorb zu zertrümmern und das Herz aus dem Körper zu reißen …
Ursprünglich erschienen „Das Lamm wird den Löwen verschlingen“ und die Sequel-Novelle digital auf Tor.com – die Adelung in einem deutschsprachigen Hardcover ist jedoch allemal verdient. Denn hinter einem der schönsten Cover der herbstlichen Bücherjagd-Saison, das Timo Wuerz gemalt hat, verbirgt sich eine gute, einfühlsam und stilsicher geschriebene Geschichte: dicht, sympathisch, sensibel, trotzdem scharfkantig und düster. Transfrau Margaret Killjoy, selbst Punk und einst auf der Straße lebend, kennt ihre Figuren und deren Dasein – und schreibt sehr gute, in Sachen Genre und Geschlechter hochmoderne Weird Fiction, die sogar dem grummeligen Alan „Watchmen“ Moore ein Lob entlockte (Killjoy gab 2009 die Anthologie „Mythmakers and Lawbreakers: Anarchist Writers of Fiction“ heraus, in der Moore, Ursula K. Le Guin, Michael Moorcock, Lewis Shiner und andere vertreten waren).
Nach Brian Hodge’ „Ich hole dir die Vögel vom Himmel“ die nächste exquisite Novelle in Festas gebundener Privatdruck-Reihe, deren Titel es aber auch im E-Book gibt.
Abb.: Timo Wuerz
Margaret Killjoy: Das Lamm wird den Löwen verschlingen • Festa, Leipzig 2020 • 160 Seiten • Hardcover: 18,99 Euro
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