„Things from the Flood“ von Simon Stålenhag
Schwedischer Retrofuturismus: Das Sequel zu „Tales from the Loop“
Der schwedische Künstler, Autor und Musiker Simon Stålenhag begeistert seit Jahren mit seinen retrofuturistischen Science-Fiction-Visionen in Schrift und Bild. Schließlich kanalisierte bzw. sammelte er seine Arbeiten in den üppig illustrierten SF-Büchern „The Electric State“ und „Tales from the Loop“ im Querformat – vor Kurzem hat Amazon aus dem zuletzt genannten Werk sogar eine außergewöhnliche Genre-Fernsehserie gemacht, außerdem gibt es ein Rollenspiel. Nun ist mit „Things from the Flood“ bei Fischer das bebilderte Buch-Sequel zu „Tales from the Loop“ erschienen.
Der Loop-Teilchenbeschleuniger, der Stålenhags Schweden der 1980er im ersten Band mit Robotern, Echokugeln, Dinosauriern, Cyborg-Tiermutanten und vielem mehr angereichert hat, ist stillgelegt, allerdings flutet in den 1990ern nun fragwürdiges Wasser aus der Anlage die Gegend. Menschen werden umgesiedelt, Sperrzonen erreichtet – und manch ein Verschwörungstheoretiker behauptet, das Wasser aus der Loop-Anlage würde noch seltsamere Dinge hervorbringen.
So oder so ist die Alternativwelt, die der 1984 geborene Stålenhag in seinen knappen Text-Vignetten und seinen breiten Digital-Gemälden darstellt, noch immer ein Ort faszinierender Gegensätze: wo die kalte skandinavische Weite, nostalgische Vergangenheit, die Anfänge des Computer-Zeitalters und zukunftsgewandte Science-Fiction aufeinandertreffen; wo hochentwickelte Luftschiffe, riesige Hightech-Fabriken, mysteriöse Transformatoren, Teddybären mit KI, monströse Gewebemutationen, Roboter-Vagabunden (siehe Cover), waffenstarrende Militärdrohnen, die Hackerin S0ulFuck3r, Diors Parfüm Fahrenheit und junge Liebe ein interessantes, überzeugendes SF-Panorama geben.
Nach wie vor eine extrem stimmungsvolle, anregende Kombination und Präsentation, die einen in ihren Bann zieht und zum Lesen, Betrachten und Staunen einlädt. Auch, weil Simon Stålenhag viele Dinge nicht durchkaut oder ausformuliert, man sich die Zusammenhänge, Schicksale und Geschichten sowie das große Ganze aus der Flut an Story-Skizzen und fantastischen Bildern selbst zusammenpuzzlen kann und muss.
Abb. © Simon Stålenhag/Fischer TOR
Simon Stålenhag: Tales from the Flood • Fischer TOR, Frankfurt am Main 2021 • 132 Seiten • Hardcover: 34 Euro
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