10. April 2021

Geschichten aus dem Hellboy-Universum

Der 11. dicke Sammelband mit neuen Storys aus Mike Mignolas Comic-Kosmos

Lesezeit: 2 min.

Derzeit ist eine via Kickstarter finanzierte Filmdokumentation über das Leben und Werk von Comic-Ikone und Hellboy-Schöpfer Mike Mignola in aller Munde. Bis die fertig ist, dauert es wohl noch ein bisschen, doch solange kann man ja z. B. den neuesten fetten deutschsprachigen Sammelband mit Geschichten aus Mr. Mignolas Hellboy-Universum lesen.

Highlight des elften Mignolaverse-Brockens bei Cross Cult ist sicher die Miniserie „Der Besucher“, der dieser Band sein Covermotiv verdankt. Mignola, Co-Autor Chris Roberson („iZombie“) und der englische Zeichner Paul Grist („Kane“, „Jack Staff“) enthüllen darin nach rund 25 Jahren die ganze Geschichte jener Aliens, die in den frühen Hellboy-Sagas „Saat der Zerstörung“ und „Sieger Wurm“ kurz und unerklärt auftauchten. Allen voran der Außerirdische, der dem Höllenjungen offenbarte, dass er einer der Soldaten war, die im Zweiten Weltkrieg seiner Materialisierung in England beiwohnten. Der Besucher aus dem All hatte den Auftrag, den höllischen Weltenzerstörer zu vernichten, entschied sich jedoch dagegen. Deshalb verfolgt er in menschlicher Tarnung Hellboys Werdegang (und wirkt oft wie eine Mischung aus Marvels Uatu und DCs Phantom Stranger), verliebt sich aber auch in eine gütige Erdenfrau. Eine gelungene Alien-SF-Geschichte, die geschickt in die Hellboy-Legende eingepasst wird und z. B. die Drachentöter-Story aus „Die rechte Hand des Schicksals“ retroaktiv bereichert. Und schön, mal wieder etwas Längeres von Paul Grist auf Deutsch zu sehen.

Die im Band zusammengetragenen Kurzgeschichten über Abe Sapien bieten derweil eine Zeitreise durch das Leben des Fischmanns. Dass Hellboy in einer der Storys vorkommt und Zeichner wie Michael Avon Oeming („Powers“) und Kevin Nowlan („Dr. Strange“) sie illustriert haben, schadet ebenfalls keineswegs. Selbst die schwächste Geschichte um Abes Vergangenheit bietet wenigstens das Kuriosum, dass sie einen Bob Dylan-Song mit einem Kerl verbindet, der einen Fischkopf-Kapuzenumhang trägt. Außerdem gibt es eine neue, von Mignola und John Arcudi („Die Maske“) verfasste Miniserie mit dem Pulp-Rächer Lobster Johnson, hyperboreanischen Riesenrobotern sowie Piratengeistern in den 1930ern, die der kroatische Zeichner Tonci Zonjic („Where is Jake Ellis?“) gewohnt gut inszeniert hat. Nicht zu vergessen die Miniserie über die Entstehung des B.U.A.P.-Bösewichts Schwarze Flamme, die in den 1920ern in Burma und Siam einsetzt. Ein stark gemachtes Abenteuer zwischen exotischen Städten, Dschungeln, Tempeln, Kultisten und kosmischem Grauen, das Zeichner Christopher Mitten („Wasteland“, „Criminal Macabre“) erstklassig bebildert hat.

Fans von Mike Mignolas großartigem Weird-Fiction-Kosmos kommen also mal wieder voll auf ihre Kosten, während alle Themen, Figuren, Ecken, Enden und Zeiten beackert werden: Mit wenig Hellboy, aber viel Hellboy-Feeling und Comic-Können auf fast 600 Seiten.

Mike Mignola, Chris Roberson, John Arcudi, Paul Grist, Christopher Mitten, Tonci Zonjic u. a.: Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. XI • Cross Cult, Ludwigsburg 2021 • 593 Seiten • Hardcover: 50 Euro

 

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