5. September 2015 3 Likes

Taucher, Flitzer, Jäger und Nichtspieler

Science-Fiction-Comic-Neuheiten im September

Lesezeit: 5 min.

Der Sommer hat uns dieses Jahr lange genug mit sengender Hitze gequält, bei der man am liebsten gar nichts tun wollte – nicht mal Lesen. Zum Glück steht die gemäßigtere Jahreszeit in den Startlöchern, in der man noch lieber als ohnehin schon zu guter Lektüre greift. Im September ist die Auswahl an lesenswerten SciFi-Comics passenderweise wieder erfreulich groß: Mit „Low“, „Nonplayer“ und „Monika“ starten hochinteressante Serien für Genrefans. Dazu gesellen sich exklusive Comics zum TV-Erfolg „Flash“ und eine günstige Softcoverausgabe von „The Walking Dead“. Darüber hinaus locken der Abschluss des „Feuer und Stein“-Crossovers aus dem Universum von Alien/Prometheus/Predator, ein neues Kapitel der Albenserie „Orbital“, die Paneladaption einer düsteren SciFi-Novelle von George R. R. Martin und einiges mehr.

 

Low 1: Stadt ohne Hoffnung

Splitter, Hardcover, 176 S.

Im ersten Band des neuen postapokalyptischen Abenteuercomics von Autor Rick Remender und Zeichner Greg Toccini (The Last Days of American Crime) wird eine Menschheit gezeigt, die sich vor der sterbenden Sonne in die Tiefsee zurückgezogen hat. Nach tausenden von Jahren existiert kaum noch Hoffnung, dass die losgeschickten Sonden einen anderen bewohnbaren Planeten finden. Dafür erblühen die Unterwasserstädte in Dekadenz und Piraterie. So weit das außergewöhnliche Meeres-Setting von „Low“ – der Rest sind coole Action und starkes SciFi-Abenteuer am anderen Ende des Höhenmessers. Unbedingt lesen und tief eintauchen!

 

Monika 1: Ball der Masken

Panini, Hardcover, 64 S.

Als deutscher Leser kannte man den mallorquinischen Zeichner Guillem March bisher vor allem für seine US-Superhelden-Arbeiten im Umfeld von Batman und Catwoman bei DC Comics. Jetzt erscheint mit „Monika“ erstmals eine von Marchs nicht minder sehenswerten Arbeiten für den europäischen Markt auf Deutsch und verbindet Erotik, Kunst und Kybernetik in einem SciFi-Thriller im großzügigen Albenformat, das sich neuerdings öfters im Paninikatalog findet. Sieht unfassbar stark und sexy aus, wie von March nicht anders gewohnt.

 

Yoko Tsuno 27: Khanys Geheimnis

Carlsen, Softcover, 48 S.

Seit 1970 erscheint die französische Serie „Yoko Tsuno“ in der klaren Strich-Tradition der Ligne claire. Geschaffen wurden Serie und Titelheldin von Roger Leloup, der sogar mit Peyo an den „Schlümpfen“ und mit Hergé an „Tim und Struppi“ zusammenarbeitete. Unter dem Titel „Khanys Geheimnis“ liegt ab September das 27. Album von Leloups Abenteuer-Klassiker „Yoko Tsuno“ bei Carlsen vor, in dem es die japanische Elektronikspezialistin und Kampfsportexpertin im Auftrag der Gerechtigkeit auf den Mars verschlägt. Die frühen Kapitel der Saga gibt es auf Deutsch in Sammelbänden.

 

Flash: Staffel Null 1

Panini, Softcover, 116 S.

Wer hätte gedacht, dass es einmal so gute TV-Serien mit den DC-Helden Flash und Green Arrow geben würde? Logisch, dass der Hype um diese Adaptionen auch für neue Comics mit Bezug zu den Fernsehabenteuern genutzt werden soll, um die dort wartende Zielgruppe abzuholen. Im ersten Band von „Flash: Staffel Null“ gibt es neue Geschichten zur TV-Show mit dem Roten Blitz, die nach der Pilotfolge einsetzen und im ersten Band u. a. noch ein Crossover mit dem Flitzer und Hacker-Beauty Felicity Smoak aus „Arrow“ zeigen. Geschrieben wurden die ergänzenden Comicstorys von den Autoren und Machern der TV-Serie, gezeichnet von erfahrenen Künstlern wie Phil Hester und Marcus To. Der Auftaktband ist für 9,99 Euro außerdem ein Schnäppchen und auch als Variantcover zu haben.

 

Feuer und Stein: Predator

Cross Cult, Softcover, 144 S.

Autor Joshua Williamson und den Zeichnern Christopher Mooneyham und John Lucas oblag es, das „Feuer und Stein“-Comic-Crossover aus der Welt von „Alien“, „Predator“ und „Prometheus“ zu einem Abschluss zu bringen, das Cross Cult auf Deutsch zügig in vier Paperbacksammelbänden veröffentlicht hat. Im letzten Band macht einer der geschickten Predator Jagd auf die Schiffscrew, der noch die gescheiterte Mission auf LV-223 in den Knochen steckt. Klassisch, und eine schöne Verbindung der Franchise-Welten, die Ridley Scott nicht zu knapp beeinflusst hat und in Zukunft weiter beeinflussen wird.

 

Nonplayer 1

Splitter, Hardcover, 48 S.

Dass dieser Comic auf Deutsch im Albenformat erscheint, ist sowas von sinnvoll. Nate Simpsons „Nonplayer“ sieht großartig aus – und ist eine coole Geschichte über Dana, die in einer futuristischen Stadt voller Roboter lebt, aber lieber in eine virtuelle Fantasy-Game-Welt voller Monster und Elfen abtaucht. Ein teures Vergnügen, das finanziert werden möchte. Im Original dauerte es trotz des Russ Manning Awards für Simpson und eines frühen Filmdeals schrecklich lange, bis der Amerikaner dem ersten Kapitel ein zweites folgen ließ. Splitter wartete klugerweise bis zu dessen Erscheinen und hat nach dem famosen Debüt die erste Fortsetzung zügig in der Hinterhand. Geheimtipp.

 

George R. R. Martin: Im Haus des Wurms

Panini, Softcover, 108 S.

1976 veröffentlichte George R. R. Martin die heftig von Jack Vance beeinflusste Prosanovelle „In the House of the Worm“, die knapp zehn Jahre später erstmals auf Deutsch erschienen ist. Auch in der Comicadaption von „Im Haus des Wurms“ durch SF-Autor John J. Miller („Wild Cards“, „Ray Bradbury Presents“) und Zeichner Ivan Rodriguez („Star Wars“) geht es um einen fremden Planeten, dessen menschliche Bewohner in den finsteren Untergrund flüchteten und dort eine eigene, dekadente Kultur entwickelten. In den Tunnels, die von kriechenden Ungeheuern heimgesucht werden, legt sich der junge Annelyn mit dem brutalen Jäger Fleischbringer an und erfährt die verhängnisvolle Wahrheit über eine alte Legende seines Volkes. Ein ungewöhnlicher, abgeschlossener Einzelband.

 

Nach Paris 1

Schreiber & Leser, Hardcover, 64 S.

Das neueste Werk der frankobelgischen Comicmeister Francois Schuiten und Benoit Peeters beginnt mit einer Raumkolonie, deren regulierte Bequemlichkeit Karinh tierisch gegen den Strich geht. Sie will nicht ihre beiden Normkinder bekommen, die ihr die Behörde vorschreibt, damit die Bevölkerung stabil bleibt, und träumt lieber von einem märchenhaften Ort mit Namen Paris, über den sie alle verfügbaren Infos zusammenträgt und dafür sogar auf diese seltsamen alten Dinger namens Bücher zurückgreift. Dann wird eine Expedition zur Erde gestartet, und Karinh gehört zu denen, die mit dürfen …

 

Orbital 3.2: Widerstand

Splitter, Hardcover, 48 S.

Die französische SciFi-Serie „Orbital“ von Autor Sylvain Runberg und Zeichner Serge Pellé gehört zu den besten neuzeitlichen Comicschöpfungen des Genres. Lediglich die etwas umständliche Nummerierung und die teilweise recht langen Abstände zwischen den einzelnen Alben sind etwas nervig. Egal, im September kommt endlich ein neuer Band heraus und setzt die dritte Mission um die Interweltliche Diplomatische Abteilung fort. Nichts für Einsteiger, aber womöglich ein Anreiz, um ganz am hervorragenden Anfang zu beginnen.

 

The Walking Dead (Softcover) 1: Gute alte Zeit

Cross Cult, Softcover, 144 S.

Nach den regulären Hardcovern und den dicken Kompendium-Sammelbänden folgt nun die handliche, preiswerte Softcover-Edition von „The Walking Dead“ – alle zwei Monate kommt ein Band mit neuem Cover in die Kioske, Bahnhofsbuchhandlungen und Comicläden. Eine etwas späte, aber allemal vernünftige Reaktion auf den Erfolg der Serie im TV. Der erste Band von Robert Kirkman und Tony Moore ist vermutlich schon ein moderner Comicklassiker. Gute alte Zeit. Hiermit hat alles angefangen. Das muss man gelesen haben, sobald man sich auch nur ein bisschen für das so lebendige Untoten-Phänomen interessiert. Und bei einem unschlagbaren Preis von 8,99 Euro gibt es keine Ausrede mehr. Im Grunde auch ein prima Geschenk, um die Infektion zu verbreiten …

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