1. April 2018 1 Likes

Wer ist hier das Alien?

Fünf Erstkontakt-Romane für alle, die die Ankunft der Trisolarier kaum noch erwarten können

Lesezeit: 5 min.

Cixin Lius „Der dunkle Wald“ (im Shop) ist vor Kurzem auf Deutsch erschienen, sodass wir endlich erfahren, wie eine der wohl ungewöhnlichsten Alien-Invasionen in der Geschichte der Science-Fiction weitergeht. In Lius internationalem Bestseller „Die drei Sonnen“ (im Shop) geschieht die Kontaktaufnahme eher zufällig, aber dummerweise sitzt mit Ye Wenjie eine brillante Astrophysikerin am Empfänger, die von den Schrecken der Kulturrevolution so mitgenommen ist, dass sie glaubt, eine Alien-Invasion sei das Beste, was den Menschen passieren könne. Sie schart Gleichgesinnte um sich, die sie mit Hilfe eines Computerspiels findet, und als ihre Geheimorganisation endlich auffliegt, ist es bereits zu spät, denn die Flotte ist schon unterwegs. Doch nicht immer hat ein Erstkontakt so fatale Folgen für die gesamte Menschheit. Manchmal finden wir die Aliens nicht einmal, sondern müssen uns mit ihrer rätselhaften Technologie herumschlagen. Und selbst wenn wir einem Außerirdischen begegnen, ist noch lange nicht gesagt, dass wir einander sofort verstehen. Manchmal findet der Erstkontakt für eine der beteiligten Parteien gar nicht statt. Hier sind fünf Romane über erste Kontaktaufnahmen, die ganz anders verlaufen als gedacht:

 

Die Sprachbarriere überwinden: Jennifer Foehner Wells‘ „Die Frequenz“

„Die Frequenz“ konzentriert sich auf einen Aspekt der Kontaktaufnahme, mit dem jeder, der sich schon einmal mit Händen und Füßen unterhalten hat, wohlbekannt ist. Aber wie kommuniziert man mit einem Wesen, das weder Hände noch Füße hat? Das muss Sprachforscherin Jane Holloway schleunigst herausfinden, denn ihr Leben und das ihrer Kameraden hängt davon ab: Es ist das bestgehütete Geheimnis der NASA: Seit Jahrzehnten driftet ein außerirdisches Raumschiff im Asteroidengürtel. Es bewegt sich nicht, sendet keine Signale aus, es ist einfach nur da. Nun endlich ist es möglich, ein Team von Militärs und Experten zusammenzustellen und hinzufliegen. Als das Team das Schiff erreicht, erlebt es zwei Überraschungen: Erstens ist das Schiff nicht so verlassen, wie man dachte, und zweitens wird dem Team vom letzten überlebenden Besatzungsmitglied der Rückweg zur Erde abgeschnitten. Allein Jane, die die Sprache der Aliens versteht, ist in der Lage, mit dem Wesen zu kommunizieren. Sie ist davon überzeugt, dass es friedlich ist. Ihre Kameraden weniger, denn einiges auf dem Schiff ist absolut fremdartig. Als Jane herausfindet, was der Fremde von ihr will, muss sie eine Entscheidung treffen: Zur Erde zurückkehren oder ihr gesamtes Leben hinter sich lassen …

Jennifer Foehner Wells: Die Frequenz • Roman • Aus dem Amerikanischen von Alfons Winkelmann • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • Taschenbuch • 448 Seiten • € 9,99 • im Shop

 

Wer ist hier das Alien? Alan Dean Fosters „Auch keine Tränen aus Kristall“

Erste Kontakte mit Aliens werden in der Regel aus der menschlichen, also der uns vertrauten, Perspektive geschildert. Aber was, wenn nicht die insektoiden Weltraummonster die Aliens sind, sondern die fleischigen Zweibeiner, die mit nur vier Gliedmaßen auskommen müssen und ihre Skelette unter der Haut tragen? Die Bekanntschaft eines solch abscheulichen Wesens macht Ryo, ein Thranx, der schon immer etwas seltsam war. Schon im Larvenstadium fiel auf, dass er seine Zeit am liebsten mit Tagträumen zugebracht hat, und jetzt, im Erwachsenenalter, denkt er permanent darüber nach, ob es nicht mehr im Leben geben könnte als nur seine Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Als er erfährt, dass Aliens auf der Thranx-Hauptwelt gelandet sind, reist er hin, um das Geheimnis dieser Monster aus dem All zu ergründen – und kommt zu überraschenden Ergebnissen …

Alan Dean Foster: Auch keine Tränen aus Kristall • Roman • Aus dem Amerikanischen von Heinz Nagel • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • E-Book • € 5,99 • im Shop

 

Technologischer Erstkontakt: Arthur C. Clarkes „Rendezvous mit Rama“

Aus den Tiefen des Alls taucht ein gigantisches Objekt auf – das wie ein Zylinder geformt ist und deswegen künstlichen Ursprungs sein muss! Rama, wie der Zylinder bald genannt wird, wird die Erde knapp verfehlen und dann das Sonnensystem wieder verlassen, also wird eine Expedition unter Captain Norton ausgesandt, die sich das Ding näher ansehen soll. Sein Team und er stellen fest, dass Rama hohl ist. Im Inneren herrschen eine erdähnliche Schwerkraft und eine atembare Atmosphäre. Die Forscher erkunden diese gigantische Hohlwelt, doch es gelingt ihnen nicht, in die „Städte“ ihrer Erbauer einzudringen. Jede neue Information über die Fremden, die die Menschen erringen, lässt sie mit mehr Fragen als Antworten zurück. Eines jedoch scheint sicher: die Zivilisation, die Rama erbaut hat, war uns nicht nur technologisch weit überlegen … Unerschrockener Enthusiasmus und die Freude am Entdecken, nicht Laserkanonen und Atombomben, sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Erstkontakt, und Arthur C.. Clarke wurde Zeit seines Lebens nicht müde, uns diese Botschaft immer und immer wieder ans Herz zu legen.

Arthur C. Clarke: Rendezvous mit Rama • Roman • Aus dem Englischen von Marion Schröder • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • E-Book • € 5,99 • im Shop 

 

Erstkontakt wider Willen: Peter Watts‘ „Blindflug“

Eine alte Raumsonde fängt außerirdische Signale auf und leitet sie an die Erde weiter. Jemand da draußen redet – aber nicht mit uns. Sollten wir also losziehen, um die Fremden zu treffen? Diese Frage stellt sich die Menschheit, nachdem im Jahr 2028 Tausende von Objekten aus dem All koordiniert über die ganze Welt verteilt in der Erdatmosphäre verglüht sind. Wahrscheinlich haben Aliens unseren Planeten untersucht, doch danach geschieht jahrelang nichts mehr – bis die Sonde plötzlich Signale empfängt, die offenbar von einem Kometen ausgehen. Die Menschheit schickt zunächst unbemannte Sonden, dann ein Raumschiff. An Bord sind eine Reihe genetisch und anderweitig veränderte Menschen: eine Linguistin mit multiplen Persönlichkeiten, einen Biologen, der mehr Maschine denn Mensch ist, einen Mann, dem seit seiner Kindheit eine Hälfte seines Gehirns fehlt, und einen Vampir, hervorgegangen aus einem paleogenetischen Experiment, der das Kommando hat. Mit der Theseus machen sich diese „Supermenschen“ auf an die Grenzen unseres Sonnensystems, wo sie tatsächlich auf ein Alien-Raumschiff stoßen. Doch die Besucher aus dem All interessieren sich nicht für die Menschheit …

Peter Watts: Blindflug • Roman • Aus dem kanadischen Englisch von Sara Riffel • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • E-Book • € 8,99 • im Shop

 

Kontaktaufnahme verweigert: Arkadi und Boris Strugatzkis „Picknick am Wegesrand“

Was, wenn der erste Kontakt mit einer fremden Spezies für eine der beiden gar nicht stattfindet? Was, wenn die uns in jeder Hinsicht überlegenen Aliens nicht nur nicht merken, dass der Planet, auf dem sie mal eben kurz Rast gemacht haben, Leben trägt? Und was, wenn die achtlos weggeworfenen Alien-Artefakte Teile unserer Welt so verändern, dass wir gar nicht mehr in der Lage sind, sie zu begreifen? Das ist die Welt von Roderick Schuchart, einem sogenannten Stalker. Er geht regelmäßig in die Zone, dem Bereich, in dem die Aliens einst gelandet sind und achtlos ihren Müll zurückgelassen haben, wie es manche Menschen nach einem Picknick am Wegesrand tun. Die Artefakte in der Zone werden erforscht, aber dazu muss sie ein Stalker erst einmal aus der Zone herausholen. Außerdem ist der illegale Handel mit der fremden Technologie sehr lukrativ – ein Grund mehr für Schuchart und seine Kollegen, sich immer und immer wieder den Gefahren der Zone auszusetzen …

Arkadi und Boris Strugatzki: Picknick am Wegesrand. In: Gesammelte Werke, Band 2 • Roman • Aus dem Russischen von Aljona Möckel • Wilhelm Heyne Verlag, München 2010 • E-Book • € 9,99 • im Shop

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