Rätselhaft
„Picnic at Hanging Rock“ – die Miniserie von Amazon
„Picknick am Valentinstag“ ist einer dieser Filme, dessen Wirkung gerne mal ein lebenlang anhält. Es gibt Bilder, die sich eingeprägt haben, eine gewisse Atmosphäre, vor allem wohl bei den Zuschauern, die vorher keine Ahnung hatten, was da kommt. Es sind vor allem Bilder von flirrender Hitze und jungen Mädchen in weißen Kleidern, unter Einsatz von Weichzeichner und Zeitlupe, untermalt vom unirdischen Klang der Panflöte, allesamt aus der ersten halben Stunde des Films. Im Grunde eine Sinfonie des Kitsches, wenn da nicht diese Zäsur wäre, dieser „Plotpoint“, den man nicht wahrhaben will. Der „Rest“ des Films, das sind lange quälende Sequenzen, die vom Ende des viktorianischen Zeitalters erzählen, die die aufgeheizte Romantik des Anfangs in ihre Einzelteile zerlegen. (Aber dieser Teil des Films ist längst nicht so berühmt und präsent.)
Peter Weir hat das 1975 in Australien inszeniert und damit in mancher Hinsicht dem modernen Mystery-Thriller den Boden bereitet. Denn auch wenn das Thema des Films eigentlich nur aufgehängt wird am rätselhaften Verschwinden einer Gruppe von Mädchen an einer australischen Felsformation, das Rätsel ist das, was sich ins Gedächtnis eingebrannt hat. Und vor allem: das Weir keine Lösung anbietet. „Picnic at Hanging Rock“ ist damit natürlich ein gefundenes Fressen für Fans, die sich wunderbar darüber unterhalten können, was das alles soll.
Als Amazon vor einer Weile ankündigte, eine Miniserie aus der Geschichte zu machen, durfte man zu Recht skeptisch sein, denn es gibt nun mal einfach Stoffe, die man tunlichst nicht mehr anrühren sollte. Weir selbst musste das erfahren, als er vor einigen Jahren noch einmal Hand anlegte und einen (kürzeren) Director’s Cut vorlegte, den außer ihm vermutlich niemand brauchte.
Jetzt ist ein erster kurzer Trailer der Serie aufgetaucht und die 30 Sekunden sind ziemlich bitter. Denn im Kern reproduzieren sie einfach Weirs Bilder und das war’s auch schon. Na klar wird die Serie auch daran gemessen werden, ob nun eine Lösung für das Rätsel angeboten wird. Vemutlich ist das für nicht wenige sogar der einzige Grund, sich das Ding anzusehen. Quasi in banger Erwartung. Denn natürlich darf es keine Lösung geben, das würde der Idee des Stoffes den Boden wegziehen.
Amazon zeigt die Serie ab dem 25. Mai. Mit dabei ist Natalie Dormer (Game of Thrones) als Direktorin der Schule. Inszeniert haben drei TV-Routiniers: Larysa Kondracki, Michael Rymer und Amanda Brotchie.
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