7. September 2018

Cyber-Drachen in Night Vale

Aktuelle Science-Fiction-Novitäten bei Klett-Cotta

Lesezeit: 3 min.

Dass „Troll“ von Michal Hvorecky, soeben bei Klett-Cottas Tropen-Imprint erschienen, ein kritischer Science-Fiction-Roman zur Stunde ist, haben wir ja bereits vermerkt. Doch auch die Hobbit Presse, Klett-Cottas traditionsreiches Fantastik-Label, fährt dieser Tage ein paar interessante Novitäten abseits von J. R. R. Tolkien auf.

Diesen Tolkien können Drachen übrigens gar nicht leiden, wie Gabe Hudsons Titelheld und Ich-Erzähler Gork gleich zu Beginn des Romans „Gork der Schreckliche“ klarstellt. Überhaupt sind der Teenager-Drache und seine Artverwandten und Mitschüler anders, als in den Büchern der Menschen-Wesen dargestellt. Kein Wunder: Die Schuppenträger in Hudsons Roman, der u. a. von Dave Eggers gelobt wurde, entstammen ja auch einer Linie, die seit 300.000 Jahren fremde Planeten versklavt, in Raumschiffen durch die Gegend fliegt, Nanotechnologie einsetzt und Cyborg-Drachen züchtet. Dabei zeigt „Gork“, wie viel moderne Science-Fiction die Lindwürmer abseits der klassischen „Drachenreiter von Pern“-Saga (im Shop) heutzutage vertragen können. Schade, dass sich der innovativste Drachen-Roman seit Jo Waltons World-Fantasy-Award-Gewinner „Der Clan der Klauen“ (2004) mit seiner coolen, jedoch schwer repetitiven Jugendsprache und dem langsamen Erzähltempo selbst das Drachenleben schwer macht.

Gemeinsam ersannen Joseph Fink und Jeffrey Cranor 2012 den beliebten „Night Vale“-Podcast über eine Stadt voller Wunder, Seltsamkeiten, Unmöglichkeiten und Monster. Aus dem Hörspiel-Podcast ergaben sich mittlerweile Live-Show-Touren und sogar Romane. Nachdem 2016 bereits das Buch „Willkommen in Night Vale“ auf Deutsch rauskam, folgt jetzt „Der lächelnde Gott. Ein Roman aus Night Vale“. Darin sucht die neurotische Wissenschaftlerin und Außenseiterin Nilanjana zwischen vom Erdboden verschluckten Häusern, einer verdächtigen Sekte und der verschwörerischen Stadtverwaltung nach der Wahrheit. Fink und Cranor nutzen den eigenständigen, für Neulinge geeigneten Roman, um in ihrem gewitzt-ironischem Ton durch das Absurde und durch die Abgründe ihrer Wüstenstadt zu führen, in der nicht allein die Zeit ihre Tücken hat. Cory Doctorow (im Shop), Pat Rothfuss und Ransom Riggs preisen das Multimedia-Phänomen, und auch Douglas Adams (im Shop) hätte sich hier sicher pudelwohl gefühlt (obwohl Computer genauso wie Weizen und Verkehrsschilder verboten sind). „Der lächelnde Gott“ ist am Ende nicht viel zwingender, aber wesentlich zugänglicher und sympathischer als der Vorgängerroman.

Der Amerikaner Kevin Hearne kennt sich mit Druiden und mit Droiden aus. Schließlich ist er der Autor des „Star Wars“-Romans „Der Erbe der Jedi-Ritter“ sowie der populären Urban-Fantasy-Buchserie über den Druiden Atticus. Zwei neue fantastische Krimi-Novellen, erzählt aus der amüsanten Sicht von Atticus’ Wolfshund Oberon, warten nun im tierischen Band „Oberons blutige Fälle – Der Hund des Eisernen Druiden“. Für Fans als Happen ein Muss, für Quereinsteiger gar nicht mal ungeeignet, und in jedem Fall launige, pfiffige Druiden-Detektivkrimis mit kaltschnäuzigen Schnüfflern, Hundeentführern, Killern, Bären, Drohnen und Eichhörnchen – inklusive Anspielungen auf Sherlock Holmes, Stephen King (im Shop), „Akte X“, „Doctor Who“, „The Expanse“ (im Shop), „Zurück in die Zukunft“, „Luke Cage“ und, natürlich, Tolkien.

Gabe Hudson: Gork der SchrecklicheKlett-Cotta, Stuttgart 2018 • 432 Seiten • Hardcover: 20,00 Euro

Joseph Fink, Jeffrey Cranor: Der lächelnde Gott. Ein Roman aus Night ValeKlett-Cotta, Stuttgart 2018 • 335 Seiten • Hardcover: 22,00 Euro

Kevin Hearne: Oberons blutige Fälle – Der Hund des Eisernen DruidenKlett-Cotta„ Stuttgart 2018 • 223 Seiten • Paperback: 14,95 Euro

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