Freiheit oder Luxus?

In den „The Walking Dead“-Comics, mit denen 2003 alles angefangen hat, brachten Autor Robert Kirkman (im Shop) und Zeichner Charlie Adlard zuletzt einen neuen Mitspieler aufs Tableau: Die Gemeinschaft. Im neuen deutschen Band „Verdorben bis ins Mark“ bei Cross Cult müssen Rick, Michonne, Dwight und Co. entscheiden, was sie von dieser Siedlung halten, wo es Jahre nach der Zombie-Apokalypse utopischen Luxus, aber eben auch ein absichtlich wiedereingeführtes Gefälle zwischen Arm und Reich gibt – und wo man das Gefühl hat, in einem brutalen Polizeistaat gelandet zu sein, dessen Elite alles kontrolliert. Sowieso, wenn die Stimmung angespannt und am Kochen ist …

Indem Kirkman in der von ihm dominierten Untoten-Postapokalypse solch dystopische Töne anstimmt, stellt er letztlich Fragen zu unserer Gegenwart und über die schwierige Beziehung von Kapitalismus, Überwachung, Kontrolle und Freiheit. Zudem überzeugen Kirkman und Adlard wie gewohnt durch ihre handwerklich perfekten Seitenlayouts, die hervorragend durch die Geschichte mit der Nebensache Zombies führen und an den richtigen Punkten effektvolle Splashpages setzen – es ist garantiert ein gutes Zeichen, wenn einem nach 31 Bänden und über 180 Kapiteln noch immer ein Holy Shit! entfahren kann. Witziges Detail am Rande: Dadurch, dass die TWD-Comics seit jeher in Graustufen erscheinen, macht einem eigentlich nur das Cover des aktuellen Sammelbandes bewusst, dass Mercer, der Sicherheitschef der Gemeinschaft, als Einziger keine weiße, sondern eine rote Kampfrüstung trägt.

Mit der US-Jubiläumsausgabe TWD 200 im Blick muss man sich als Fan weiterhin keine Sorgen machen, dass das Gammelfleisch langsam nicht mehr frisch oder gut sein könnte. Im Gegenteil.

Robert Kirkman & Charlie Adlard: The Walking Dead Bd. 31: Verdorben bis ins Mark • Cross Cult, Ludwigsburg 2019 • 136 Seiten • Hardcover: 18,00 Euro