6. November 2025

„Predator: Badlands“ – Auch ein Predator kann Freunde gebrauchen

Dan Trachtenberg entwickelt sich mehr und mehr zum Retter des Predator-Franchise

Lesezeit: 3 min.

Fans sind eine komplizierte Spezies: Einerseits essentiell notwendig für das langjährige Überleben einer Franchise, andererseits auch gerne etwas besitzergreifend, wenn es um die Mythologie einer Reihe geht oder um die Frage, wie es weitergehen soll. Ein extremes Beispiel der letzten Jahre waren sicher die Star Wars-Fortsetzungen, die von Fans mal als zu repetitiv, mal zu progressiv wahrgenommen wurden.

Auf etwas kleineren Flamme köchelt seit nun schon erstaunlichen vier Jahrzehnten das Predator-Universum, das 1987 mit dem längst zu den Klassikern des 80er Jahre Action-Kinos zählenden Schwarzenegger-Original begann und seitdem nie wieder an diese Klasse heranreichen konnte. Die meisten Fortsetzungen – selbst das von Shane Black, dem Drehbuch-Doctor des Originals, erdachte „Predator: Upgrade“ – waren kaum mehr als Versuche im Höher, Schneller, Brutaler.

Doch seit ein paar Jahren wurden die Zügel der Franchise dem jungen, sich selbst vermutlich auch als Fanboy bezeichnenden Dan Trachtenberg übertragen, der langsam aber sicher zeigt, welches Potential in dem Stoff steckt.

Mit dem nur als Stream veröffentlichten „Prey“ nahm Trachtenbergs Vision ihren Anfang, erst vor ein paar Monaten wurde sie mit dem stilistisch brillanten, mehr als blutigen Animationsfilm „Predator: Killer of Killers“ fortgeführt, die beide schon andeuteten, das Trachtenberg in den Predatoren mehr sieht als nur blutrünstige Killer.

Außenseiter zu Hauptfiguren zu machen, passt natürlich in die Zeit, zu fragen, ob denn Killer, Gangster oder andere Charaktere, die früher meist als Antagonist auftraten, nicht auch Gefühle haben, ebenfalls. Und so steht hier der Predator Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) im Mittelpunkt, der im Vergleich zum Rest seiner Spezies eher als Weichei bezeichnet werden muss. Sehr zum Verdruss des Vaters, der den Filius daher kurzerhand ermorden lassen will. Doch die Umstände erlauben Dek die Flucht, sein Ziel ist der Planet Genna, der in seiner Kultur als Todesplanet bekannt ist, auch wenn er auf den ersten Blick schön grün wirkt.

Doch das Gras ist scharf wie Rasierklingen, die Bäume haben Tentakel, die Blumen sind fleisch- und damit auch predatorfressend und ganz oben in der Nahrungskette steht ein Wesen namens Kalisk, vor dem selbst Deks Vater Respekt hat. Und genau darauf hat es Dek abgesehen, doch alleine – das muss auch ein Predator lernen – tut man sich in der Welt manchmal schwer, Freunde sind da durchaus hilfreich.

Und einen Freund bekommt Dek in Form der Androidin Thia (Elle Fanning) an die Seite gestellt bzw. besser: auf den Rücken gespannt, denn Thia hat nach einem Kampf mit Kalisk beide Beine verloren. Der Deal ist damit klar: Dek hilft Thia bei der Fortbewegung und Thia hilft Dek sein Ziel zu erreichen.

Ein hübsches Konzept, das sich zwar bisweilen anfühlt wie ein YA-Film, aber keine Sorge: Das Blut spritzt auch hier in rauen Mengen, aber da es orange oder weiß ist und keinen Menschen, sondern seltsamen Wesen die Köpfe abgerissen werden, wirkt das weit wenige derbe. Ein wenig übertreibt Trachtenberg zwar beim Einsatz des CGI, aber inhaltlich ist er eindeutig auf dem richtigen Weg.

Zumal – wie schon im Trailer deutlich wurde – Thia ein Android aus dem Hause Weyland-Yutani ist, sich damit also spannende Verbindungen zum Alien-Franchise ergeben. Offenbar war Thia mit ihren Androiden-Kollegen auf Genna gelandet, um Kalisk zu Forschungszwecken einzufangen, also ziemlich genau das, was Auslöser des Chaos in der erst vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen ersten Staffel von „Alien: Earth“ war. Ob da demnächst ein größeres Treffen zwischen Figuren der beiden Franchise ansteht? Solange Dan Trachtenberg dabei das Heft in der Hand behält, darf man sehr gespannt sein, ob ein Fox-Alien-Predator-Franchise diesmal gelingt.

Abb.: 20th Century Studios

Predator: Badlands • USA 2025 • Regie: Dan Trachtenberg • Darsteller: Elle Fanning, Dimitrius Schuster-Koloamatangi • jetzt im Kino

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