9. September 2016

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo?

Survival in Pixel: „The Final Station“ von Do My Best

Lesezeit: 3 min.

Der Zug als klassisches Symbol der Entdeckerlust und der Unaufhaltsamkeit des Fortschritts? Was gerade der Western-Film nur allzu gerne in seinen Erzählungen transportiert, kann auch ganz anders motiviert werden: Eine sterbende Welt, ein einsamer „Ressourcen-Manager“ und ein fahrender Zug mit unbekanntem Ziel: Die Zutaten des 2D-Pixel-Plattformers The Final Station des Indie-Entwicklerstudios Do My Best (in Kooperation mit Publisher Tiny Build) könnten minimalistischer kaum ausfallen. Ganz im Retro-Stil technisch beschaulicher Pionierzeiten des Gamings gehalten, kommt der Titel mit zwei einfachen, aber effektiv wie griffig eingesetzten Gameplay-Mechaniken daher: Action und Management.

Als kämpfender Lokführer eines mit Überlebenden gefüllten Zuges dürfen wir unsere Fahrgäste an bestimmte Orte transportieren und müssen dazu den Zug mit mit Ressourcen und einem simplen Management-System auf Trapp halten. Dazu gesellt sich folgerichtig die Suche nach Gegenständen, die uns allerdings mit den grausigen Seiten der Postapokalypse in Form angreifender Ungeheuer konfrontiert, die wie alle Figuren in The Final Station ein wenig Abstraktionsvermögen verlangen, um grafisch als Zombies durchzugehen. Mit Reaktionsschnelligkeit und begrenzter Munition hüpft sich unser kleiner Lokführer durch die insgesamt sehr generischen Level, wobei der Survival-Aspekt deutlich geringer, weil weniger frustanfällig ausfällt als beispielsweise im bekanntermaßen bockschweren, wenn auch genial designten Retro-Action-Game Hotline Miami.

Die Steuerung geht bei The Final Station selbst ungeübten Spielern leicht von der Hand, allerdings wären ein paar mehr Erklärungen zu den Abläufen und Feinheiten der Mechaniken (auch zum Management-Part innerhalb des Zuges) durchaus wünschenswert gewesen. Wenn man nicht gerade mit den zur Thematik passenderweise manchmal etwas hektischen Schusswechseln beschäftigt ist, geht es vor allem darum, während des Fahrzeug-Managements des Zuges die Passagiere im Auge zu behalten und mit einer kleinen Prise Taktik zu entscheiden, wem man wie aus einer Klemme wie Verletzungen oder Hunger mit den knappen Ressourcen hilft. Die Wahl fällt allerdings oft nicht ganz leicht, denn die Passagiere verhalten sich äußerst passiv und rühren selbst keinen Finger, um den Zug fahrtüchtig zu halten oder uns das Leben zu erleichtern. Mit etwas mehr Charakteristik der Figuren, würde den Entscheidungen mehr Tiefe zukommen, doch das wäre wohl letztlich zu viel Anspruch für einen Titel wie diesen geworden.

In der rund 5 bis 6 Stunden dauernden Kampagne besteht der Ablauf letztlich darin, die verschiedenen Bahnhöfe zu erreichen, den etwas actionlastigeren Survival-Game-Part zu absolvieren und mit den Früchten aus der siegreichen Schlacht wieder auf die Reise zu gehen. Diese Kombination sorgt mit seiner eingängigen, nicht gerade komplexen Ausrichtung kurzfristig für eine insgesamt angenehme Unterhaltung. Das Retro-Design der Welt vermittelt trotz der reduzierten Farbpalette und der notgedrungen sehr detailarmen Darstellung der Vorder- wie Hintergründe dennoch ein stimmiges Gesamtbild einer Postapokalypse, die dazu auffordert, sich die Story hinter den „Designs“ im wahrsten Sinne selbst zu suchen. Zwar fällt das Scripting der Figuren oder auch der Briefe und anderer Medien, die man in den Stationen ausfindig machen kann, weder so umfangreich noch tiefgründig aus wie beispielsweise in Alone with you von Benjamin Rivers. Dennoch ergänzen die Texte das Gameplay innerhalb der erstaunlich abwechslungsreichen, gut 30 verschiedenen Areale und bieten zumindest einen kleinen Anreiz, sich nicht nur im Sinne einer möglichst rational geleiteten Ökonomie des Überlebens um die Ressourcen zu kümmern.

So mag The Final Station mangels tieferer Dramatik, die sich aus den Entscheidungen im Kontext der Ressourcen ergeben könnte, sicherlich nicht mit anderen Survival-Games in einem ähnlichen Setting wie This War of Mine mithalten können, aber innerhalb der ungebrochen großen Zahl an interessanten Indie-Games, die ähnlich wie auch das kommende FAR: Lone Sails in sich verschiedene Genre-Fingerübungen zu einem kurzweiligen (und eben auch kostengünstigeren) Mix vereinen, lohnt es sich für alle Fans nostalgischer Retro-Games, sich The Final Station in jedem Fall einmal anzusehen.

The Final Station ist für PS4, Xbox One und PC erhältlich. Einen Launch-Tailer zum Game gibt es unter dem Review. 

The Final Station • Do My Best/Tiny Build • 2D-Plattformer/Survival-Game 

Abb. © Do My Best/Tiny Build

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