30. April 2020 1 Likes 1

„Diese Menschen haben nicht unser Bestes im Sinn.“

Dennis E. Taylor („Die Singularitätsfalle“) über die Reaktionen auf Quarantäne und Corona

Lesezeit: 2 min.

In seinem Roman „Die Singularitätsfalle“ beschreibt der Kanadier Dennis E. Taylor (im Shop), wie ein Astroidenbergmann von Alien-Technologie infiziert wird – woraufhin die Erde u. a. mit strenger Quarantäne für die Crew eines ganzen Raumschiffes reagiert. Hier findet sich eine Rezension, hier ein Interview. Für diezukunft.de spricht Dennis E. Taylor über die Quarantäne im Buch und darüber, auf wen wir in diesen Tagen besser nicht hören sollten.

Ich habe vor dem Scheiben der Quarantäne-Szenen in „Die Singularitätsfalle“ nicht viel explizit recherchiert. Und was ich recherchierte, war mehr auf die Abläufe und die Logistik von Quarantäne-Prozeduren beim CDC [Red.: Centers for Disease Control and Prevention, also den Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention] oder auf dem Niveau von Biolabors ausgerichtet. Die menschlichen Reaktionen sowohl von der Crew der Mad Astra als auch der Menschheit im Allgemeinen waren nur eine Extrapolation der Art und Weise, wie ich im wahren Leben ständig Menschen auf unangenehme oder unerwartete Umstände reagieren sehe.

Natürlich heuert die Mannschaft im Roman in dem Wissen an, dass sie freiwillig einer Arbeit nachgeht, die gefährlich sein würde und tödlich sein könnte. Sie ist intellektuell wenn nicht sogar emotional darauf vorbereitet, sich in ihrer Lage wiederzufinden. Der Rest der Menschheit nicht so sehr. Allzu oft reagieren Menschen auf schlechte Nachrichten, indem sie empört darüber sind, belästigt zu werden, als ginge es um eine persönliche Kränkung und nicht um eine potentiell zivilisationsvernichtende Katastrophe. Damit soll nicht gesagt werden, dass sich jeder, der sich bedroht fühlt, wie ein tollwütiges Eichhörnchen verhält, doch jene, die auf eine reife, erwachsene Weise reagieren, „schaffen“ es für gewöhnlich nicht in die Nachrichten. Diejenigen, von denen wir hören, sind fast immer der kleinste gemeinsame Nenner, und in Wahrheit wahrscheinlich eine zahlenmäßige Minderheit.

Ich finde es dennoch interessant, dass allgemein gesprochen die Personen und Gruppen, die wollen, dass wir die Erderwärmung ignorieren und genauso weiter produzieren und konsumieren wie immer, dieselben sind, die wollen, dass wir mögliche Pandemie-Todesfälle ignorieren, damit die Wirtschaft um jeden Preis sofort wieder ins Rollen kommt. Ich denke, es ist eine sichere Wette, dass diese Menschen nicht unser Bestes im Sinn haben. Vielleicht sollten wir nicht auf sie hören. Nur so ein Gedanke.

Autorenfoto: privat; Übersetzung & Redaktion: Christian Endres

Dennis E. Taylor: Die Singularitätsfalle • Heyne, München 2020 • 495 Seiten • E-Book: 11,99 Euro (im Shop)

Kommentare

Bild des Benutzers andreas10

Elon Musk ist z.B. so einer.

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