6. Januar 2023

Unentdeckte Welten - Rumänische Science-Fiction im Überblick

Teil III: Sonstiges

Lesezeit: 3 min.

Ein Land, das in Sachen Science-Fiction bisher wohl eher unerforschtes Terrain darstellen dürfte, ist Rumänien. Beim Stichwort Rumänien werden viele mit Sicherheit als erstes an Dracula denken, aber an Raumschiffe? Das Ironische: Horror ist in Rumänien gar nicht mal sonderlich populär, das Land verfügt dafür aber über ein reichhaltige, jahrhundertealte Science-Fiction-Kultur, die allerdings außerhalb der Grenzen weitestgehend unbeachtet geblieben und dank der mittlerweile mangelhaften Verfügbarkeit vieler Arbeiten und weniger oder komplett fehlender Infos zu Künstlern und Künstlerinnen schwierig angemessen nachzuzeichnen ist.

Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, zumindest einen groben Überblick zu geben und vielleicht etwas neugierig auf eine unentdeckte Welt zu machen. Selbst wenn das meiste nie aus dem Rumänischen übersetzt wurde: Was nicht ist, kann immer noch werden. So ist es durchaus bemerkenswert, dass erst in diesem Jahr das psychedelische Weltraum-Abenteuer „Delta Space Mission“ (1984), der erste rumänische abendfüllende Animationsfilm, in den USA eine Auswertung auf Blu-ray erfahren hat. Wer weiß, was noch kommt …

Hier Teil 1 und Teil 2.

 

III. Sonstiges

Die rumänische Science-Fiction-Szene ist sehr umtriebig. Als erstes wäre hier die 2009 gegründete „Societatea Română de Science Fiction și Fantasy“, die „Rumänische Gesellschaft für Science-Fiction und Fantasy“, zu nennen, ein gemeinnütziger Kulturverein, dessen erklärtes Ziel es ist, Science-Fiction und Fantasy in Rumänien zu unterstützen und zu fördern, unter anderem mit der Veröffentlichung einer jährlichen Anthologie mit aktuellen rumänischen Science-Fiction-Texten.

Dann gibt es Conventions wie die Rom-Con-SF, Sommercamps mit Vorträgen und Workshops zu Astrophysik, technischen Neuerungen, Literatur, Selbstoptimierung, etc. wie Atlantykron, Filmfestivals wie das „The Galactic Imaginarium - Science-Fiction and Fantasy Film Festival“ oder Internetmagazine wie Gazeta SF („SF Gazette“) oder Galaxia 42. („Galaxie 42“). Letzteres wartet sogar mit einer englischsprachigen Sektion auf, was auch für „Helio“ gilt, dem Internetauftritt des 1980 gegründeten Helion Clubs, der seit 2010 seine Clubzeitschrift digital herausgibt.

Apropos „englischsprachig“: Wer sich mit rumänischer Science-Fiction befassen will, allerdings die Sprache nicht kann, hat natürlich eher schlechte Karten, allerdings lohnt es sich dennoch immer mal wieder zu stöbern. Die genannten Internetseiten sind da gute Anlaufstellen. Es gibt auf Galaxia 42 zudem eine 115-seitige-Sonderausgabe des Magazins (detaillierte Info & Download) mit englischen Versionen von Kurzgeschichten diverser Autoren.

Genauso empfiehlt es sich besonders die Filmfestivals im Auge zu behalten – auch Veranstaltungen mit genereller Ausrichtung wie das „TIFF - Transilvanian International Festival“ in Cluj-Napoca, das größte Filmfestival des Landes (und mit „groß“ ist hier wirklich GROSS gemeint), auf dem vieles mit englischen Untertiteln läuft (Festivalsreportage von 2019). Mit anderen Fans kommt man dabei meist schnell in Kontakt, da die Rumänen sehr feierwütig sind, fast immer Englisch und oft auch Deutsch sprechen und – kleiner Tipp für einen Gesprächseinstieg – ein großes Interesse an technischen Neuerungen haben.

Wir hoffen jedenfalls, dass dieser kleine Rundgang dazu angeregt hat, sich näher mit dieser noch sehr unerschlossenen Welt zu beschäftigen und vielleicht sogar der eine oder andere Verlag oder Filmvertrieb Lust bekommen hat, sich mal auf neuartiges Terrain zu begeben.

Große Abb. ganz oben: Tiff 21, 2022 - Impression © Nicu Cherciu

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