4. September 2021

„Five Years“ von Terry Moore

Die Comic-Lieblingsheldinnen aus „Strangers in Pararadise“ und Co. gegen die Bombe

Lesezeit: 3 min.

Hat man zwischen 1993 und 2007 unabhängige Creator-Owned-Comics aus den Vereinigten Staaten gelesen, stehen die Chancen gut, dass „Strangers in Paradise“ von US-Künstler Terry Moore dabei war – und zu einem dieser echten, süchtigmachenden Lieblingscomics wurde. Allerdings hätte niemand von uns, die wir Katchoo und der Gang durch Hefte, Paperbacks oder Pocket Books verfielen, in diesem Zeitraum je damit gerechnet, dass aus der himmlischen Panel-Seifenoper voller Comedy, Drama und Thrill eines Tages ein stattliches Comic-Universum mit mehreren, inzwischen sogar untereinander verknüpften Serien und waschechten Terryverse-Crossovern werden würde. Doch genau so ist es gekommen.

Nach der großen, abenteuerlichen Liebesgeschichte von Katchoo, Francine und David in „Strangers in Paradise“ widmete sich Moore zunächst brandneuen und, wie es schien, eigenständigen Serienprojekten zwischen Horror und Science-Fiction: „Echo“ über Julie Martin, die mit einem Kampfanzug aus einer experimentellem Substanz verschmolz und nicht zuletzt ein Schwarzes Loch aufhalten musste. „Rachel Rising“ über die untote Rachel und ihre Freunde, Oberhexe Lilith sowie die ewig elfjährige, von einem Dämon besessene Serienkillerin Zoe. Und „Motor Girl“ über die versehrte Veteranin Sam, deren bester Freund der hobbes-mäßig zum Leben erwachende Gorilla Mike ist und deren Schrottplatz in der Wüste scheinbar von Aliens besucht wurde. Nachdem die Verbindungen zwischen Moores neuen Serien irgendwann unübersehbar waren, legte der 1954 geborene Amerikaner via „Strangers in Paradise XXV“ ein Crossover all seiner Titel aus dem SiP-Kosmos und Terryverse vor. Dieses bereitet wiederum den Weg für das nächste Crossover „Five Years“, das soeben auf Deutsch erschienen ist.

Katchoo, Francine und ihre Kids leben glücklich auf Hawaii, doch die taffe Powerfrau weiß, dass die Zeit läuft: Amerika und Russland liefern sich ein Wettrennen um die Phi-Wasserstoffbombe, die alles Leben auf der Erde und im Universum vernichten könnte. Fünf Jahre wird es wohl dauern, dann liegt die Macht der totalen Apokalypse in den Händen von Politikern und Militärs. Um das zu verhindern, unterstützt Katchoo ihre Halbschwester Tambi und andere bei einer Mission in Russland, in die auch Rachel und Zoe involviert sind. Dass das vom Plot her recht überschaubar gerät, kann Leserinnern und Lesern von „Strangers in Paradise“ und Co. herzlich egal sein – dafür schenkt Moore, der zwischendurch Titel wie „Runaways“ oder „Mary Jane Loves Spider-Man“ inszenierte, uns viele schöne Momente mit den Lieblingsfiguren aus seinen eigenen, unabhängigen Comics. Außerdem besticht sein detailreiches, feines Schwarz-Weiß-Artwork in „Five Years“ einmal mehr, obwohl sich seine Blondinen wie üblich ein bisschen zu ähnlich sehen. Aber wie er seinen Strich für eine genreübergreifende Story mit vielen Stimmungen anwendet, das war und ist einfach grandios.

Hübsch gezeichnet, unterhaltsam erzählt, lustig und brutal zugleich, mit viel Fan-Service – Moores fluffiges Guilty Pleasure von einem Comic-Crossover um seine Antiheldinnen muss gar nicht mehr sein, um Fans von „Strangers in Paradise“, „Rachel Rising“ und Co. glücklich zu machen. Während Schreiber & Leser „Five Years“ auf Deutsch wieder direkt als Komplettband veröffentlicht und noch eine limitierte Fachhandel-Vorzugsausgabe mit signiertem Sonderdruck von Terry Moore drauflegt, läuft in den Staaten bereits Moores nächste Serie „Serial“, die sich um die liebenswert-mörderische Zoe dreht.

Abb. © 2020, 2021 Terry Moore/Schreiber & Leser

Terry Moore: Fünf Jahre • Schreiber & Leser, Hamburg 2021 • 208 Seiten • Paperback: 24,95 Euro

 

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