TV-Tipp - Dienstag, 3. Januar
„Chasing Ice“ auf Arte
Schwierig wird es immer dann, wenn man die Katastrophe gar nicht mitkriegt. Aus diesem Grund haben Science-Fiction-Autoren schon immer dazu geneigt, die Katastrophen zu verdichten und zu übertreiben. Erst so ist es möglich, den Lesern das Ausmaß und die Folgen ins Bewusstsein zu bringen.
Wir leben in Zeiten des „Klimawandels“, was als Begriff natürlich blödsinnig ist, da sich das Klima schon immer gewandelt hat, schließlich ist Klima keine stabile Größe. Aber wir befinden uns in Zeiten, in der das Klima durch Menschenhand massiv beeinflusst wird, aber zum Glück kriegen wir es (noch) nicht so richtig mit. Klar, es gibt diese Momente, in denen man sich fragt: Gab’s nicht mal „weiße Weihnachten“? War der Wind früher auch so heftig? Wieso regnet es so oft so verdammt heftig? Und wieso regnet es manchmal einfach gar nicht und der Rasen wird braun? Aber all das ist eher unwichtig, solange das Dach dicht ist, der Ventilator (oder gar die Klimaanlage) läuft und das WLAN funktioniert.
Möglicherweise leben wir ja sogar in Zeiten der „Klimakatastrophe“ und unsere Nachfahren werden einmal viele Bücher (oder vergleichbare Datenträger) mit unseren Dummheiten füllen. Und denen unserer Vorfahren. Denn diese Katastrophe ist ziemlich langsam und zäh und passt nicht in ein Menschenleben.
Sehr anschaulich macht das die Dokumentation „Chasing Ice“ von James Balog, der angeblich selbst zu den Klimaskeptikern gehörte, bevor er sich Zeitrafferkameras bastelte und auf Gletscher richtete. Klar, ein paar Stangen im Eis und alle paar Monate ein Foto hätten auch gereicht, aber wir leben nun mal auch in hochgeheizten medialen Zeiten. Und daher macht Balog die Klimakatastrophe zu einem ästhetischen Erlebnis, bei dem Jahre auf Sekunden zusammenschmelzen. Ah, die Ironie!
Arte zeigt den eindrucksvollen Film heute um 20:15 Uhr. Außerdem ist er vom 3. Januar bis zum 10. Januar 2017 in der Mediathek abrufbar.
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