12. Dezember 2019 6 Likes

Das Beste aus 2019

Ein Jahresrückblick und die Weihnachtsempfehlungen der Redaktion

Lesezeit: 14 min.

Das astronomische Highlight dieses Jahres, nur um das gleich vorwegzunehmen, war das erste echte Foto von einem schwarzen Loch. Ist das nicht faszinierend? Dabei stecken in diesem scheinbar so verwackelten Bild jahrzehntelange Forschung, komplizierte Bildberechnungsalgorithmen und viele, viele Messdaten …

So ähnlich, nur im kleinen Maßstab, ging es uns bei der Auswahl unserer persönlichen Highlights. Viele Stunden der Lektüre und der Beschäftigung mit dem Genre fließen zusammen in diesen Weihnachtsempfehlungen – und wir hoffen, es ist noch die eine oder andere Inspiration für Ihren Gabentisch mit dabei.

In dem Sinne wünschen wir Ihnen ein paar strahlende Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Ihre diezukunft.de-Redaktion

 

Elisabeth Bösl  Elisabeth Bösl

 

 

Buch

China Miévilles „Die letzten Tage von Neu-Paris“

Surrealistische Kunst trifft in China Miévilles „Die letzten Tage von Neu-Paris“ (Golkonda Verlag) auf Phantastik, und das auf eine so geniale Weise, dass einmal mehr klar wird, warum der Autor als einer der einfallsreichsten und sprachgewaltigsten unserer Zeit gilt. Absolut beeindruckend!

Klassiker

Patrick Tilleys „Die Amtrak-Kriege“, deren erster Band „Wolkenkrieger“

Postapokalypse trifft Kolonialismus: Patrick Tilleys „Die Amtrak-Kriege“, deren erster Band „Wolkenkrieger“ (Heyne, im Shop) soeben wieder aufgelegt wurde, erzählt die Geschichte der Besiedelung Amerikas durch die Europäer neu – tausend Jahre in der Zukunft nach einem Atomkrieg. So meisterhaft wie spannend!

Space Opera

Martha Wells’ „Tagebuch eines Killerbots“

Ich verliebte mich auf Seite 31 in Killerbot, als er auf das Angebot seiner Menschen, bei ihnen im Gemeinschaftsabteil der Station zu bleiben, mit „sprachlosem Entsetzen oder vielleicht auch fassungslosem Grauen“ reagierte, und in den folgenden 541 Seiten von Martha Wells’ „Tagebuch eines Killerbots“ (Heyne, im Shop) wurde meine Zuneigung zu diesem einzigartigen Cyborg nur noch größer.

TV-Serie

Chernobyl auf HBO

„Chernobyl“ (HBO/Sky) gehört für mich schon jetzt zum Besten, was das „Golden Age“ der TV-Serien je hervorbringen wird. Regisseur Johan Renck und Drehbuchautor Craig Mazin haben sich ebenso selbst übertroffen wie die Hauptdarsteller Jared Harris, Stellan Skarsgård und Emily Watson. Ein Meisterwerk!

Game

Der Tetris Effect ist ein synästhetisches Meisterwerk

Die neuste Version dieses Spieleklassikers fühlt sich an wie ein Drogenrausch: bunte Farben, surreale Bilder, Musik, die auf die Bewegungen der Tetrominos reagiert – kurz: „Tetris Effect (Enhanced Games) ist ein synästhetisches Meisterwerk und zeigt, dass sich auch ein 30 Jahre altes Spiel noch neu und frisch anfühlen kann!

Ding

Der Würfel

Würfel! Ob aus Plastik oder aus Metall, ob ein- oder mehrfarbig, ich muss sie alle haben! Und ja, natürlich brauche ich all die verschiedenen Würfel zum Spielen – sonst wäre das ja eine Verschwendung von Zeit und Geld!

Fail

Kurzgeschichtensammlung „Der Schrank“

Die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk hat den Literaturnobelpreis für 2018 gewonnen, was von der Kontroverse um Peter Handkes Literaturnobelpreis für 2019 übertönt wurde. Deswegen mache ich seitdem Werbung für mein liebstes Tokarczuk-Buch: die Kurzgeschichten-Sammlung „Der Schrank“, die 2020 im Kampa Verlag neu aufgelegt wird.

Highlight

Bild von Norwegen

Unser Norwegen-Roadtrip im Sommer! Ohne Plan und festes Ziel einfach ins Auto gestiegen und losgefahren – und dabei viel atemberaubende Natur, viele Tiere (Wale!) und jede Menge Kultur erlebt und gesehen. Entschleunigung pur!

 

  Stefanie Brösigke

 

 

Buch

John Marrs - The One

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine wissenschaftliche Garantie für die große Liebe. Vorbei die Zeiten schlechter Dates, der Unsicherheiten und Beziehungsdramen. Klingt traumhaft? Ob dem auch wirklich so ist, erzählt der britische Autor John Marrs in seinem Near-Future-Roman „The One“ (Heyne, im Shop). Ebenso kluger wie bitterböser Roman über das Geschäft mit den Sehnsüchten der Menschen.

Klassiker

Dan Simmons - Ilium

Ein emeritierter Philosophieprofessor wird von den Göttern des Olymp ausgeschickt, um über den Trojanischen Krieg zu berichten. Doch schon bald muss er sich fragen, ob er nicht im falschen Krieg gelandet ist. Auf brillante Weise interpretiert Dan Simmons in „Ilium“ (Heyne, im Shop) eines der größten Werke der Literaturgeschichte neu und hat damit einen zeitlosen Klassiker der Science-Fiction geschrieben.

Space Opera

Rob Boffard - Verschollen

Der südafrikanische Autor Rob Boffard ist ein Garant für rasante Action und gewaltige Sternenpanoramen. So auch in seinem neuesten Roman „Verschollen“ (Heyne, im Shop), in dem eine Gruppe Space-Touristen von einem geheimnisvollen Alien-Schiff gejagt wird. Rob Boffards wilde Verfolgungsjagden quer durch die Galaxis machen einfach Spaß!

Film

Der Marsianer - 20th Century Fox

Eigentlich ist „Der Marsianer“ (20th Century Fox) auch schon fast ein Klassiker, schließlich lief er bereits 2015 in den Kinos. Doch als ich kürzlich die DVD rauskramte, war ich sofort wieder drin in den atemberaubenden Bilderwelten von Ridley Scott und habe mich bestens von Mark Watneys Abenteuern unterhalten gefühlt. Ein perfektes Filmvergnügen für die graueren Feiertage.

Comic

Asterix bei den Briten

Nach die Brexit-Tragikomödie 2019 ihren absoluten Höhepunkt erreicht hat, kann ich dieses Jahr eigentlich nicht anders, als „Asterix bei den Briten“ (Egmont) zu empfehlen. Ein fantastisches Abenteuer, das Asterix und Obelix quer über die Insel führt und die liebenswert-verschrobenen Eigenheiten der Briten auf wunderbare Weise feiert.

Ding

Caffettiera

Ich habe sie zwar schon letztes Jahr empfohlen, doch auch 2019 ist die Caffettiera mein Ding des Jahres. Sie verhilft einem zum perfekten Start in den Tag, und da man nur Wasser und Espressopulver verbraucht und so ein Kännchen wirklich JAHRE hält, ist sie auch mehr oder weniger umweltfreundlich.

Fail

 AfD bei den Landtagswahlen

Dass die AfD bei den Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg Rekordergebnisse erzielt hat und den Weg dazu ebnet, Engstirnigkeit, Intoleranz und Rassismus wieder salonfähig zu machen, finde ich erschreckend und gefährlich.

Highlight

Fridays for Future

Fridays for Future: Eine Generation junger Leute steht auf und engagiert sich für eine bessere Zukunft. Mut und Tatendrang statt Scheißegal – das ist mein Highlight des Jahres.

 

  Christian Endres

 

 

Buch

Cixin Lius Storysammlung „Die wandernde Erde"

Die Qual der Wahl, wie jedes Jahr. Doctorow? Harris? Marrs? Aber am Ende ist es dann doch Cixin Lius Storysammlung „Die wandernde Erde“ (Heyne, im Shop). Denn der Band hat mich mit seinem Ideenreichtum, seiner Bandbreite, seiner Zugänglichkeit und seiner Aushängeschildfunktion für chinesische Phantastik begeistert, und der Kurzgeschichte gehört ohnehin mein Herz.

Klassiker

Die Elementare von Michael McDowell

Ein Southern-Gothic-Spukhaus-Roman aus dem Jahre 1981: „Die Elementare“ von Michael McDowell (Festa), Autor der Tim-Burton-Filme Beetlejuice und Nightmare Before Christmas, mit Sand statt Ektoplasma. Absolut ungewöhnlich, höchst interessant, gut geschrieben und ungeheuer wirkungsvoll.

Space Opera

Marina Lostetters - Die Reise

Marina Lostetters beachtlicher Debütroman „Die Reise“ (Heyne, im Shop), hübsch in episodischer Mosaikform geschrieben, ist eine großartige Space Opera über einen Konvoi aus Generationen-Raumschiffen. Deren Besatzungen reisen mit Klonen und Künstlicher Intelligenz durchs All und haben intern allerhand Konflikte.

TV-Serie

Sex Education auf Netflix

Die erste Staffel von „Sex Education“ auf Netflix weckte im Vorfeld Skepsis, war dann jedoch ruckzuck etwas zum Verlieben und Bingen. Eine ganz tolle, schräge, erfrischende, lustige, ernste, süchtig machende Serie. Und hey, mit Gillian „Scully“ Anderson und Asa „Ender“ Butterfield ist sogar SF-Personal involviert.

Comic

George Orwells

George Orwells Werke über totalitäre Systeme und den Überwachungsstaat sind heute relevanter und präsenter denn je. Die Panel-Biografie des berühmten Autors durch Pierre Christin und Sébastien Verdier (Knesebeck) kommt da genau zur rechten Zeit. Eine sehr gute Comic-Biografie, die optisch an Jason Lutes’ „Berlin“ erinnert.

Ding

Renault meets Dungeons and Dragons

Happy End im fantastischen Land der Drachen und des Baby-Einhorns: Renault Brasilien hat die „Dungeons & Dragons“-Zeichentrickserie aus den 80ern, deren Finale nie produziert wurde, nach rund 35 Jahren mit einem Live-Action-Werbekurzfilm abgeschlossen: „Renault meets Dungeons and Dragons“. Das Ganze ist trotz Geländewagen richtig nice geworden und nach all der Zeit ein versöhnliches Ende.

Fail

Too Old To Die Young

Leider die Krimi-Anthologie-Serie „Too Old To Die Young“ von Ed Brubaker und Nicolas Winding Refn (Amazon Prime). Ein TV-Projekt, auf das ich mich wahnsinnig gefreut habe und das ich wirklich mögen wollte als Brubaker-Fanboy und jemand, der „Drive“ abfeiert. Doch sie haben mich schon in der ersten Episode verloren.

Highlight

Das Ende der Lügen - Sara Gran

Kennt ihr das, wenn man sich spät, dafür allerdings so richtig in das Werk eines Autors verknallt? Alle Bücher wie im Rausch zusammenkauft, die man findet, sowieso und umso mehr, wenn einige schwer zu kriegen sind? Und sie verschlingt, egal was auf dem Lesestapel liegen sollte? So ging es mir 2019 mit Sara Grans Meta-Krimis, etwa „Das Ende der Lügen“ (Heyne Hardcore).

 

  Bernd Kronsbein

 

 

Buch

Stephen Chbosky - Der unsichtbare Freund

Stephen Chboskys „Der unsichtbare Freund“ (Heyne) ist unübersehbar eine Hommage an den anderen Stephen, aber es ist auch der beste dieser Art von Horror-Mystery-Mega-Schmökern, der seit Jahren erschienen ist. Klar ist das arg lang. Aber wer es lieber kurz mag, landet wohl eh eher selten bei Horror-Mystery-Mega-Schmökern. Was für lange Abende ohne Netflix & Co.

Klassiker

Blindflug von Peter Watts

„Blindflug“ von Peter Watts (Heyne, im Shop) habe ich dieses Jahr noch einmal wegen unserer „Klassiker“-Kolumne gelesen und ich war geschockt, wie außergewöhnlich überzeugend, ja atemberaubend dieser Roman auch 13 Jahre nach seinem Erscheinen noch ist. Eine Erstkontakt-Geschichte, die man nie vergisst. Und die einem schmerzlich bewusst macht, wie selten dieses Niveau im Genre erreicht wird.

Space Opera

m Herzen des Imperiums von Arkady Martine

Völlig überraschend kam in diesem Jahr „Im Herzen des Imperiums“ von Arkady Martine (Heyne, im Shop) um die Ecke, ein toller Debütroman, der einmal mehr zeigt, wie wunderbar die Space Opera sein kann, wenn es nicht nur um tollkühne Männer in ihren rasenden X-Fightern geht. Sense of Wonder ist das gute alte Stichwort, und Martine hat das total verstanden. Wer Jack Vance verehrt, ist hier goldrichtig.

TV-Serie

The OA auf Netflix

Die zweite Staffel von „The OA“ (Netflix) war ganz anders als die erste, aber erneut eine Offenbarung. Hochriskantes, zugleich hochkompetentes SF-Serien-TV, vor dem man vermutlich noch in 20 Jahren auf die Knie sinken wird. Anspruchsvoll im besten Sinne, originell und rundum wunderbar. Was Brit Marling und Zal Batmanglij da geleistet haben, spottet jeder Beschreibung. Nicht lange überlegen: Ausprobieren und Staunen!

Comic

Jeff Lemire und Andrea Sorrentino mit Gideon Falls

Eine schöne Mischung aus SF, Mystery und Horror haben Jeff Lemire und Andrea Sorrentino mit „Gideon Falls“ (Splitter) hingelegt. Sagenhaft abgehangen eingefädelt und erzählt, sehr atmosphärisch und auf ganz altmodische Art spannend – man will einfach sofort wissen, wie es weitergeht. Aber danach wird man wahrscheinlich alte Scheunen nie mehr ohne ein Schaudern ansehen können.

Game

Afterparty

Da ich nicht mit einem Controller in den Händen geboren wurde, bin ich erklärter Fan von Indie-Spielen, bei denen es nicht so auf die Fingerfertigkeit ankommt. Ein besonders hübsches Spiel dieser Sorte war in diesem Jahr „Afterparty“ (Night School Studio), in dem man saufend durchs Fegefeuer zieht. Das sieht zudem fein und klar aus, so gar nicht wie die Triple-A-Dinger. Charmant und sehr sehr lustig ist das Ganze dazu. Zum Entspannen, nicht zum Aufregen :-)

Fail

The OA auf Netflix

Dass Netflix „The OA“ nach zwei Staffeln eingestellt hat, war nicht wirklich eine Überraschung. Aber trotzdem war es der „Fail“ des Jahres. Nicht unbedingt, weil die Geschichte zwingend weitergehen musste, sondern weil man gern erfahren hätte, was Brit Marling und Zal Batmanglij noch so alles eingefallen wäre. Jetzt kann man nur hoffen, dass ihre visionären Stimmen baldmöglichst andernorts wieder auftauchen.

Highlight

Clyde Fans

Man packt Bücher aus, auf die man sich seit Jahrzehnten gefreut hat: „Clyde Fans“ von Seth (Drawn & Quarterly) und „Rusty Brown“ von Chris Ware (Pantheon). Da hüpft das Herz, wenn man die fetten Teile in den Händen hält – und dann auf den schrecklich hohen Lesestapel legt, der einfach nie kleiner wird. Es gibt so wahnsinnig viel gutes Zeug. Und so wenig Zeit. Aber immer die Hoffnung, dass man nächstes Jahr dazu kommt, wenigstens einen Teil davon zu lesen.

 

  Sascha Mamczak

 

 

Buch

Bill McKibbens - Die taumelnde Welt

Ich neige ja eigentlich nicht zu solchen Superlativen – aber jede Erdenbürgerin und jeder Erdenbürger sollte Bill McKibbens „Die taumelnde Welt“ (Blessing) lesen. Um zu verstehen, wie wir in die gegenwärtige Misere geraten sind und, noch viel wichtiger, welche Möglichkeiten uns für die Zukunft bleiben. McKibben ist einer der klügsten Köpfe unserer Zeit: pragmatisch, visionär, ernüchternd, mutmachend.

Klassiker

Metro 2033

Kein dezidiert altes Buch, doch in vielerlei Hinsicht bereits ein Klassiker: Mit „Metro 2033“ und den beiden Folgeromanen (jetzt alle in einem Band) hat Dmitry Glukhovsky nicht nur die russische Science-Fiction neu gestartet (und das ohne die legendären Vorgänger zu verleugnen). Er hat für uns Westler auch ein Bild des postkommunistischen Russlands gemalt, das wir gerade noch verstehen.

Space Opera

Iain Banks - Bedenke Phlebas

Gefühlt tausende von Malen neu aufgelegt, ist Iain Banks‘ „Bedenke Phlebas“ (im Shop) immer noch das Maß aller Dinge für jeden, der ein grellbuntes Panoptikum der sehr fernen Zukunft im Weltraum entwerfen will, das die Leser nicht nur mit, sondern auch ernst nimmt. Anders gesagt: Kein „Möge die Macht mit dir sein“, nirgends. Mit diesem Roman wurde das Subgenre Space-Opera endlich erwachsen.

Film

Aniara - Magnolia Pictures

Es kommt nur äußerst selten vor, dass ein Low-Budget-SF-Film überzeugt, der nicht in einem extrem begrenzten Setting, sondern tatsächlich „in der Zukunft“ spielt. Denn von der Zukunft ein stimmiges Bild zu vermitteln ist nun einmal nicht billig. Umso erstaunlicher ist „Aniara“ (Magnolia Pictures) – ein „kleiner“ schwedischer Film, der verstanden hat, dass die Zukunft nicht mehr ist als die Gegenwart der Zukünftigen. Aber auch nicht weniger.

Comic

Joker

Ist es ein Film? Ist es ein Comic? Ist es eine zweieinhalbstündige Therapiesitzung? Und die Frage aller Fragen: Ist es überhaupt möglich, die manisch-depressive Trashfigur „Joker“ so präzise zu spielen, wie Joaquin Phoenix es tut? Offenbar ist es das, und allein schon deshalb habe ich meine inneren Widerstände gegenüber dem aktuellen Superheldenquatsch suspendiert und bin ins Kino gegangen.

Ding

Fahrrad

Mein Fahrrad. In den Innenstädten ist der Kampf um jeden Zentimeter Straße entbrannt, denn zu den traditionellen Mobilitätsteilnehmern kommen jede Menge neue hinzu: E-Roller, E-Bikes, bald autonome Autos. Aber nichts davon überzeugt, wenn man es sich einmal angewöhnt hat, jeden Tag seine Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen. Manche von Menschen ersonnene Objekte sind eben für alle Zeiten unschlagbar.

Fail

Social Media

Social Media und seine Begleiterscheinungen … Nun ja, ungefähr so muss es sich angefühlt haben, als sich irgendwelche schlechtgelaunten Typen über die ersten Webstühle, Dampfschiffe oder Atomkraftwerke beschwert und nichts Gutes prognostiziert haben: wie das Pfeifen im dunkelsten Wald. Aber gut, ich gebe es also einfach nur zu Protokoll: Social Media war keine gute Idee. Echt nicht.

Highlight

Greta Thunberg

Greta Thunbergs Reise über den Atlantik. Nein, liebe Leute, es geht nicht darum, ein emissionsfreies Dasein vorzugaukeln (das gibt es nämlich nicht, und genau das ist ja das Problem). Und es geht auch nicht darum, eine junge Aktivistin zur Heiligen zu machen (man würde ihr damit überhaupt keinen Gefallen tun). Es geht darum, etwas in Bewegung zu setzen, bevor es zu spät ist. Und das ist Greta Thunberg gelungen!

 

Sebastian Pirling  Sebastian Pirling

 

 

Buch

Niegeschichte

Wer wissen möchte, mit welchen Mitteln die Science-Fiction spekulative Erzählwelten erschafft, wie das Genre diese Welten mit unserer Gegenwart in Bezug bringt und was es deshalb vor anderen Genres und Gattungen auszeichnet – der sollte unbedingt die große Science-Fiction-Poetik „Niegeschichte“ (Matthes & Seitz Berlin) von Dietmar Dath lesen. Erhellend!

Klassiker

Scanner leben vergebens

Die Jahre und Jahrzehnte gehen ins Land, die Science-Fiction entwickelt sich weiter – doch es ist und bleibt ein Gewinn, Cordwainer Smith zu lesen. „Scanner leben vergebens“ (Heyne, im Shop), eine seiner ersten Storys, zeigt nach wie vor meisterhaft, wie der Mensch durch die Technologie nicht nur verändert, sondern auch infrage gestellt wird. Ergreifend!

Space-Opera

Im Herzen des Imperiums

Als gelernter Linguist und Philologe freue ich mich immer besonders, wenn Sprache in Romanen eine besondere, weltenschöpferische Rolle spielt. Die US-Amerikanerin Arkady Martine macht das in ihrem Debüt „Im Herzen des Imperiums“ (Heyne, im Shop) ganz großartig. Eloquent!

TV-Serie

The Expanse

Eisfrachter im Asteroidengürtel! Fluchende UN-Politikerinnen! Körpertransformierende Alienmoleküle! Interstellare Portale! „The Expanse“ (Amazon Prime), die Serienfassung der Romane von James Corey, ist pures Augengewitter und darüber hinaus schrecklich klug und spannend. Und Staffel 4 läuft in ein paar Tagen an. Bingewürdig!

Game

Legend of Zelda: Breath of the Wild

Nachdem ich meine Kinder bereits mit Miyazaki-Filmen angefixt hatte, war der Kauf von „Legend of Zelda: Breath of the Wild“ (Nintendo) quasi Pflicht. Was soll ich sagen? Ein wortloser Held läuft, reitet und beamt sich durch eine Fantasiewelt, Gameplay, Szenario, Musik und überhaupt alles sind wunderschön – und: meine Tochter ist besser als ich. Erschütternd!

Ding

Trisolaris-Thermoskanne

Nichts geht über meine neue chinesische Trisolaris-Thermoskanne! Im Mai diesen Jahres hatte ich nicht nur das Privileg, eine Woche in Peking durch die chinesische Verlagswelt geführt zu werden. Ich besuchte auch die Theateraufführung von „Der dunkle Wald“ – und habe mich mit Merchandise eingedeckt. Erfrischend!

Fail

Digitalisierung

Die Digitalisierung. Ernsthaft, Leute – wir haben’s verbockt, oder? Die Netzabdeckung in Deutschland ist katastrophal, in manchen Regimes und sozialen Netzwerken nehmen die Dinge Orwell’sche Züge an, Anschläge werden live im Internet übertragen … Das ist nicht der Cyberspace, der mir versprochen wurde. Empörend!

Highlight

China

Im Mai bin ich für eine Woche nach China eingeladen worden und habe in Peking Verlage, Blogger und Audioproduzenten kennengelernt. Diese Reise war definitiv eine Horizonterweiterung, und ein ganz besonderes Highlight war besagte Theaterfassung von Cixin Lius zweitem Trisolaris-Band. Beeindruckend!

 

Alexander Schlicker  Alexander Schlicker

 

 

Buch

Seth Frieds - Der Metropolist

Zugegeben, richtig gecatcht hat mich zunächst nur das Cover. Doch schon nach wenigen Seiten war ich komplett am Haken des spritzig erzählten Plots um Urbanität, Terrorismus und eine herrlich exzentrische KI, sodass ich Seth Frieds „Der Metropolist“ (Heyne, im Shop) nicht mehr aus der Hand legen wollte. Vielleicht kein wirklich „wichtiges“ Buch, aber ein wahnsinnig unterhaltsames. Bitte fortsetzen und vielleicht sogar verfilmen.

Klassiker

Metro – Die Trilogie

Zwar stand für mich im Zusammenhang mit Dmitry Glukhovsky zunächst der diesjährige Shooter-Hit „Metro Exodus“ im Vordergrund, doch umso größer war dann die Freude über die edle Neuedition der Romane: „Metro – Die Trilogie“ (Heyne, im Shop). Wer diese russischen Dystopie-Perlen mit all ihrer epischen Hintersinnigkeit noch nicht kennt, sollte unbedingt zugreifen – und dann auch die gelungenen Games dazu für sich entdecken.

Film

Nora Fingscheidts - Systemsprenger

Kluge Filme liefern keine einfachen Antworten und gehen dahin, wo es wehtut. Genau das leistet Nora Fingscheidts „Systemsprenger“, ein enthemmtes Porträt einer Neunjährigen, deren Fall jedes Schema zwischen Pflegefamilie und Sozialamt sprengt. Sich dabei nicht hinter abgeschmackten Klischees zu verstecken und für ein Thema ohne echte Lobby zu sensibilisieren, sind nur zwei Qualitäten dieser berührenden Tour de Force.

Comic

Margaret Atwoods - Der Report der Magd

Nie hätte ich gedacht, dass mich eine Graphic Novel zu einem bekannten Stoff so in Beschlag nehmen könnte wie Renée Naults Adaption zu Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ (Berlin Verlag). Stilistisch hochwertig und insgesamt souverän konstruiert, fügt Nault der ungebremst beklemmenden Story um die Theokratie Gilead eine pointierte Interpretation hinzu, die das Comic-Erlebnis eben auch für Kenner absolut rechtfertigt.

Game

Resident Evil 2 Remake

Wenn ein Remake bewiesen hat, dass es absolut Sinn machen kann, auch ganz große Klassiker komplett neu aufzulegen, dann das „Resident Evil 2 Remake“ (Capcom). Hier erstrahlt nämlich nicht nur frische Technik, sondern ein auf allen Ebenen zeitgemäßer Ansatz, der atemberaubend gut durchdacht und konsequent durchgezogen wird. Dass Capcom nach dem richtig guten Reboot „Resident Evil 7“ so ein Brett nachlegt, verdient maximalen Beifall.

Ding

Gewichtsdecken

Gut schlafen ist ja leider oft einfacher gesagt als getan. Einen recht neuartigen Beitrag zu erholsamer Ruhe bietet das erstaunlich simple Prinzip von Gewichtsdecken (Gravity), die Schlafsuchenden das Gefühl einer permanenten Umarmung geben und so u.a. Gelenke und Muskeln zusätzlich entspannen. Das muss nicht bei jedem funktionieren, aber meiner Frau hat es definitiv geholfen. Klassisches Win-win also.

Fail

Wir sind das Klima

Unfassbar, was wir auch 2019 an Ignoranz im Angesicht des Klimawandels erleben durften. Nochmal: Es geht nicht um elitäre Angstlust oder die Heiligsprechung von Greta Thunberg; aber was immer noch zu viele Menschen unter Slogans wie „Ich lasse mir meinen Lebensstandard nicht verbieten“ aufführen, ist einfach dumm. Dennoch gibt es Hoffnung, wie etwa Jonathan Safran Foer in seinem Meilenstein „Wir sind das Klima“ darlegt. Es eilt!

Highlight

Deniz Yücel

Ob Ibiza-Gate, Big Data oder das Treiben zahlreicher Despoten: vor nichts kuschender, investigativ-kritischer Journalismus ist trotz massiver Einschüchterung im „Kill the Messenger“-Prinzip so wichtig wie eh und je. Dass wir auch nach Tragödien wie um die ermordete Daphne Caruana Galizia oder des (wie so viele) willkürlich inhaftierten Deniz Yücel mutige Journalisten haben, die aufrütteln, sollte nie unerwähnt bleiben.

 

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