30. April 2021

Trailer: „Sweet Tooth“

Die Bambi-Postapokalypse

Lesezeit: 2 min.

Die Postapokalypse ist ein bisschen in die Jahre gekommen, weil ein steter Strom von Stoffen aus allen denkbaren Medien zu gewissen Ermüdungserscheinungen geführt hat. Als zwischen 2009 und 2013 Jeff Lemire seine Comicserie „Sweet Tooth“ anfertigte, war das noch nicht so extrem der Fall, selbst wenn die Muster und Motive längst eingeführt waren. In Lemires Postapokalypse ging es zwar auch heftig zu, aber da sie im ländlichen Amerika spielte, war alles zumindest oberflächlich ein bisschen idyllischer. Dazu kam, dass die Hauptfigur ein kleiner Junge mit Hirschgeweih war, der auch noch in der Einsamkeit der Wälder stark christlich erzogen wurde. Als er dann in die Welt hinaus zog …

Ja, „Sweet Tooth“ war ein komischer Bastard, aber es funktionierte, weil Lemire ein guter Autor ist und seine skizzenhaften, groben Zeichnungen – die sicherlich manche in die Ecke „Der kann ja nichts“ packen – dieser Postapokalypse einen seltsam zerbrechlichen Touch gaben. Überleben, ja gut, darum ging es auch. Aber vor allem ging es um die Schuld der Menschen, um Bürde und Last und Gewissen und „Wie konnte es bloß soweit kommen“?

Es hat erstaunlich lange gedauert, bis man diesen Stoff fürs Fernsehen aufbereitet hat, aber nun haut Netflix „Sweet Tooth“ am 4. Juni raus und hat einen ersten Trailer veröffentlicht, der mich etwas rat- und sprachlos macht. Schaut’s euch einfach an. Und dann holt euch wenigstens mal den ersten Band der Comicserie, das lohnt sich nämlich wirklich.

Hinter der TV-Fassungen steht u.a. Jim Mickle als Co-Showrunner, Autor und Regisseur, und dieser Mickle hat immerhin „Stake Land“, „We Are What We Are“, „Cold in July“, „Hap and Leonard“ und „In the Shadow of the Moon“ auf den Weg gebracht, was nicht die schlechteste Filmografie der Welt ist. Da bleibt also ein bisschen Resthoffnung, dass der Trailer vielleicht einfach nur ein bisschen – hm – unglücklich ist. Vor der Kamera standen u.a. Christian Convery (Gus), Nonso Anozie (Tommy Jepperd), Adeel Akhtar (Dr. Aditya Singh), Aliza Vellani (Rani Singh), Stefania LaVie Owen (Bear), Dania Ramirez (Aimee Eden), Neil Sandilands (General Abbot) und Will Forte (als Gus‘ Vater). Als Executive Producers wirbt Netflix heftig mit dem Pärchen Robert Downey Jr. und Susan Downey.

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