TV-Tipp „Atlantique“ bei Arte
Mati Diops Meisterwerk über Liebe, Verlust, soziale Ungleichheit und Spiritualität
„Atlantique“ von Mati Diop ist kein Science-Fiction-Film im engeren Sinne, eigentlich nicht einmal im erweiterten. Fantastik, ja, magischer Realismus, auf jeden Fall, vor allem aber ist Diops Film eine nüchterne Bestandsaufnahme der Gegenwart, die für europäische Augen vermutlich dennoch dystopische Qualität hat. Denn die französische Autorin und Regisseurin zeigt das Leben in der senegalesischen Küstenstadt Dakar mit dokumentarischer Klarheit, ohne krampfhaft Bilder der Hoffnungslosigkeit oder gar Elendspornografie zu suchen.
Hier arbeitet Souleiman (Ibrahima Traoré) auf dem Bau, um ein futuristisches Hochhaus namens „Atlantique“ zu errichten, doch der Bauherr ist den Arbeitern seit Monaten den Lohn schuldig. Also beschließen Souleiman und einige andere, in einem kleinen Boot das Meer zu überqueren, um in Europa Arbeit zu finden. Ada (Mama Sané), seine Geliebte, bleibt zurück und erfährt bald darauf, dass das Boot gekentert ist und alle Menschen darin ertrunken sind. Aber damit beginnt die Geschichte erst, denn der Schmerz setzt etwas frei in der Stadt, das mit „Geister“ schon zu „weltlich“ beschrieben ist.
Arte zeigt den Film heute, Mittwoch, 10. Mai um 22:40 Uhr, außerdem ist er bis zum 8. Juni 2023 in der Mediathek des Senders zu finden. Michael Meyns hat sich hier ausführlich mit dem Film beschäftigt.
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